Hocheffiziente BHKW-Anlagen stellen eine Möglichkeit dar, besonders energieeffiziente Gebäude nach ENEV-Vorgaben zu realisieren – zumindest wenn die ENEV-Berechnungsprogramme korrekt arbeiten. Die meisten neuen Softwareprogramme zur EnEV 2014 weisen aber im Rechenkern Fehler auf. BHKW-Anlagen werden sozusagen „totgerechnet“.
Rastatt, 06.05.2014
Am 1. Mai 2014 trat die neue Energie-Einsparverordnung (EnEV) in Kraft. Diese schreibt einen Mindest-Wärmedämmstandard für Neubauten und für Sanierungsmaßnahmen vor. Durch den Einbau effizienter Heizungstechnologien können besonders energiesparende Gebäude realisiert werden. Gerade Blockheizkraftwerke (BHKW), die dezentral Strom und Wärme für ein Gebäude bereitstellen, können den Primärenergiebedarf von Gebäuden deutlich reduzieren.
Zumindest sollte, wenn die Berechnung gemäß der Norm DIN 18599 erfolgte, demnach ein geringer Primärenergiebedarf des Gebäudes bei der Installation einer BHKW-Anlage herauskommen. Die DIN 18599 ist als Berechnungsvorschrift für Nichtwohngebäude Pflicht und kann für Wohngebäude zur genaueren Berechnung herangezogen werden kann.
In der Praxis sehen sich aber Energieberater und Architekten nach der Umstellung der Berechnungssoftware auf die EnEV 2014 mit dem Problem konfrontiert, dass bei Berechnungen beim Einsatz einer BHKW-Anlage immens hohe Primärenergieverbräuche ermittelt werden. Aus einem ehemaligen KfW-70-Haus – also einem Gebäude, das die Vorgaben der EnEV 2009 um 30% unterboten hatte – wird bei Berechnung mit der neuen Software ein Gebäude, das sogar die Mindestvorgaben der EnEV 2014 nicht erfüllen kann. Auf diesen Sachverhalt wurde in der letzten Woche Markus Gailfuß vom BHKW-Infozentrum (Rastatt) aufmerksam gemacht. Zusammen mit dem EnEV-Fachmann Michael Brieden-Segler vom e&u Energiebüro (Bielefeld) nahm er sich dem Problem an.
„Es fällt auf, dass bei einem BHKW-Einsatz ein Primärenergiefaktor für die Berechnung angenommen wird, der ungünstiger ist, als der Faktor für einen normalen Brennwertkessel“, so Michael Brieden-Segler. “ Der Verdacht liegt nahe, dass die vom BHKW erzeugte Strommenge nicht berücksichtigt wird – sehr wohl aber die für die Stromproduktion benötigte zusätzliche Brennstoffmenge“.
Ein fataler Fehler, der dazu führt, dass BHKW-Anlagen als sinnvolle Option zur Energieeinsparung verschwinden würden. „BHKW-Anlagen würden sozusagen totgerechnet“, so Brieden-Segler. Die am Markt erhältlichen EnEV-Berechnungsprogramme nutzen bis auf wenige Ausnahmen einen identischen Rechenkern (Kernel). Das für diesen Rechenkern zuständige Institut wurde über das Problem in Kenntnis gesetzt und reagierte umgehend. Bereits für diese Woche wurde ein Update angekündigt, das die KWK-Berechnung im 18599-Rechenkern korrigieren wird.
„Nach dem Update werden die Berechnungsprogramme dann BHKW-Anlagen wieder die Bedeutung für eine Erfüllung der neuen EnEV-Vorgaben zuweisen, die sie nach der Verordnung eigentlich haben“, so Markus Gailfuß vom BHKW-Infozentrum. Schließlich stellen BHKW im Rahmen der Energiewende einen wichtigen Baustein dar.
Autoren: Markus Gailfuß (BHKW-Infozentrum Rastatt), Michael Brieden-Segler (e&u Energiebüro Bielefeld)
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