Österreichs Stromwirtschaft will höhere KWK-Förderungen

Die vorgesehene Unterstützung von insgesamt 34 Mio. Euro pro Jahr reicht nicht aus, um den Betrieb von Kraft-Wärme-Kopplungen für die Fernwärmeversorgung langfristig zu sichern (Bild: Erwin Wodicka - wodicka@aon.at)

Die vorgesehene Unterstützung von insgesamt 34 Mio. Euro pro Jahr reicht nicht aus, um den Betrieb von Kraft-Wärme-Kopplungen für die Fernwärmeversorgung langfristig zu sichern, warnt der Elektrizitätswirtschaftsverband Oesterreichs Energie. Er stützt sich dabei auf eine neue Studie der Prognos AG.

Originalbericht von 
Rastatt, 28.11.2014

 

Die geplanten Förderungen für österreichische Kraft-Wärme-Kopplungen (KWK) zur Fernwärmeversorgung reichen nicht aus, um ihren Betrieb längerfristig zu sichern. Das zeigt eine Studie der Prognos AG, die der Elektrizitätswirtschaftsverband Oesterreichs Energie am 26. November in Wien präsentierte. Bewertet wurde das im Sommer vom Parlament beschlossene KWK-Punkte-Gesetz, wonach KWK-Anlagen, die Strom und Wärme öffentliche Netze einspeisen, vier Jahre lang mit 4 Euro/MWh elektrischer Energie zu fördern. Abhängig vom Erlös aus dem Wärmeverkauf reiche dies jedoch bestenfalls, um die modernsten Anlagen kostendeckend zu betreiben, meinte Studienautor Marcus Koepp. Weniger modernen KWK hingegen fehlten „je nach Wärmeerlös und Anlage 2 bis 26 Euro/MWh Strom“. Ein Neubau von KWK sei bei dieser Förderung kaum möglich: „Dafür würden zusätzliche Stromerlöse von etwa 34 bis 72 Euro/MWh benötigt.“

Koepp zufolge ist dabei zu bedenken, dass Deutschland und Österreich faktisch einen gemeinsamen Strommarkt bilden: „Daher stehen die Kraftwerke in beiden Ländern in Konkurrenz zu einander.“ Und in Deutschland würden modernisierte KWK-Anlagen mit 21 Euro/MWh unterstützt. In Österreich dagegen liefen die seinerzeitigen Förderungen 2010 aus. Laut Koepp schreiben die gasbefeuerten österreichischen KWK-Anlagen schon seit 2011 Verluste. Eine Änderung sei aufgrund der Situation auf den Großhandelsmärkten für Strom und Erdgas sowie auf dem Markt für CO2-Zertifikate nicht abzusehen.

Die stellvertretende Spartensprecherin für Energieerzeugung des Verbandes, Wien-Energie-Geschäftsführerin Susanna Zapreva, erläuterte, die EU-Kommission prüfe das KWK-Punkte-Gesetz derzeit auf seine Vereinbarkeit mit dem Beihilfenrecht. KWK-Anlagen zur Fernwärmeversorgung speisten jährlich etwa 8,5 TWh Strom in öffentliche Netze ein. Die gesamte dafür vorgesehene Fördersumme belaufe sich auf 38 Mio. Euro pro Jahr, von denen 4 Mio. Euro an Administrationskosten abzuziehen seien. Somit stünden den österreichischen KWK-Betreibern insgesamt 34 Mio. Euro pro Jahr zur Verfügung. Mit einer Entscheidung der Kommission, ob dies dem Beihilfenrecht der EU entspricht, rechnet Zapreva noch vor Jahresende. Bis das Gesetz in Kraft treten kann, dauert es nach der Genehmigung aus Brüssel noch drei Monate, gerechnet vom Monatsersten an, der auf die Genehmigung folgt. Laut Zapreva würde die vorgesehene Förderung „die Situation für die nächsten Jahre lindern“. Jedoch müsse es „in weiterer Folge“ zu einer Anpassung der jährlichen Unterstützungsmittel kommen. Die österreichischen KWK würden dringend benötigt, um die Versorgungssicherheit weiterhin zu gewährleisten. Auch bedürfe der geplante Ausbau der erneuerbaren Energien entsprechender Reservekapazitäten durch flexible Kraftwerke wie gasbefeuerte KWK.

Belastungen vermeiden

Um diese Anlagen nicht unnötig zu belasten, müssten auch die Netztarife für die Stromerzeuger abgeschafft oder zumindest erheblich gesenkt werden, ergänzte Zapreva. Diese betragen derzeit 2,22 Euro/MWh. Ein Verordnungsentwurf der Regulierungsbehörde Energie-Control Austria sieht für 2015 ihre Verdopplung vor. Laut der Stellungnahme von Oesterreichs Energie zu dem Entwurf haben die Erzeuger dadurch 2015 mit Mehrkosten von mindestens 50 Mio. Euro gegenüber 2014 zu rechnen.

Auf europäischer Ebene gilt es laut Zapreva überdies, einen „funktionsfähigen CO2-Markt zu schaffen, der den Beitrag der KWK zum Klimaschutz vollständig abbildet“. Mittels KWK würden im Vergleich zur getrennten Erzeugung von Strom und Wärme in Österreich rund 4 Mio. t CO2 pro Jahr vermieden. Laut dem Klimabericht 2014 des Umweltbundesamtes entspricht dies etwa einem Drittel der auf den Energiesektor entfallenden Emissionen an CO2-Äquivalent. Im Jahr 2012 beliefen sich diese auf rund 12,4 Mio. t. Insgesamt wurden in Österreich 2012 rund 80,1 Mio. t CO2-Äquivalent emittiert.

Download Endbericht „Perspektiven der öffentlichen Kraft-Wärme/Kälte-Kopplung (KWKK) in Österreich“

Quelle: Energie&Management | Autor: Klaus Fischer | Bild: Erwin Wodicka – wodicka@aon.at

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