Neue Wirkungsgrad-Referenzwerte beim Hocheffizienzkriterium
BHKW-Hersteller und Sachverständige müssen für Neuanlagen, die ab dem 1. Januar 2016 in Betrieb gehen, den Hocheffizienz-Nachweis mit neuen harmonisierten Wirkungsgrad-Referenzwerten berechnen.
Seit dem 1. Januar 2016 müssen für den Nachweis der Hocheffizienz neue harmonisierte Wirkungsgrad-Referenzwerte für die getrennte Erzeugung von Strom und Wärme in Ansatz gebracht werden. Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt hat die Europäische Union (EU) mit Datum vom 12. Oktober 2015 die EU-Verordnung 2015/2402 beschlossen. Die delegierte Verordnung gilt seit dem 1. Januar 2016, ist in allen Teilen verbindlich und in jedem Mitgliedsstaat unmittelbar gültig.
Wofür werden harmonisierte Referenzwerte benötigt?
Um die Primärenergieeinsparung von KWK-Anlagen gegenüber einer getrennten Bereitstellung von Strom in Kraftwerken und Wärme in Heizkesseln zu berechnen, werden Referenzwerte benötigt. Die harmonisierten Wirkungsgrad-Referenzwerte werden in einer Verordnung in Form einer Werte-Matrix festgelegt, die nach Baujahr und Brennstoffart unterteilt werden. Gemäß der Richtlinie 2012/27/EU ist die erzielbare Primärenergieeinsparung ein wichtiges Kriterium dafür, ob eine KWK-Anlage gemäß den Vorgaben der Europäischen Union gefördert werden darf.
KWK-Anlagen in Deutschland müssen das EU-Hocheffizienzkriterium erfüllen, um von einer vollständigen Energiesteuer-Rückerstattung gemäß §53a EnStG profitieren zu können. Aber auch das KWK-Gesetz weist als eine zentrale Forderung die Erfüllung des Hocheffizienzkriteriums auf. In Bezug auf die verringerte EEG-Umlage von derzeit 35% des Regelsatzes für die Eigenstromverwendung von KWK-Strom gilt ebenfalls der Nachweis der Hocheffizienz als zwingende Erfordernis.
Prinzipiell müssen KWK-Anlagen bis 1 MWel eine geringfügige Primärenergieeinsparung realisieren. KWK- Anlagen mit einer elektrischen Leistung über 1 MW müssen mehr als 10% Einsparung nachweisen. Beim Mini-KWK-Impulsprogramm werden in den Förderrichtlinien von den BHKW-Anlagen höhere Primärenergieeinsparungen gefordert (siehe Bericht „Mini-KWK-Impulsprogramm – Liste förderfähiger BHKW“).
Da die harmonisierten Wirkungsgrade immer nur für einen Zeitraum von wenigen Jahren festgeschrieben werden, begann bereits im September 2014 die Überprüfung der Referenzwerte (siehe Bericht „EU fragt nach Wirkungsgraden“). Die neuen Wirkungsgrad-Referenzwerte sollen spätestens nach vier Jahren – also im Jahre 2020 – überprüft und ggf. angepasst werden.
Ergebnis der Referenzwert-Überprüfung
Der Referenzwert für Stromerzeugung aus Erdgas wurde geringfügig erhöht. Der Vergleichs-Wirkungsgrad beträgt nun 53% statt wie bisher 52,5%. Um bis zu 5 Prozentpunkte erhöht wurden die Referenzwerte für die Stromerzeugung aus einigen festen und flüssige Biobrennstoffen. Neu aufgenommen wurden harmonisierte Wirkungsgrade für Abwärme, Solarthermie, Geothermie und Kernenergie.
Bei der getrennten Wärmeerzeugung gab es bei flüssigen und gasförmigen Brennstoffen eine Fülle von Anpassungen. So wurden die Wirkungsgrade für Erdgas, Flüssiggas und Biomethan um zwei Prozentpunkte erhöht. Für Biogas erhöht sich der Referenzwert von bisher 70% auf 80%. Dagegen wurde der Wirkungsgrad-Referenzwert bei den flüssigen Brennstoffen um 4-5 Prozentpunkte abgesenkt. Auch bei der getrennten Wärmeerzeugung wurden in der Kategorie „Sonstige“ neue Referenzwerte für Wärmequellen wie Solarthermie oder Geothermie aufgenommen.
Die Überprüfung ergab weiterhin, dass die auf den klimatischen Bedingungen basierenden Korrekturfaktoren nur für Stromerzeugungs-Anlagen gelten sollen, die mit gasförmigen Brennstoffen betrieben werden. Die Korrekturfaktoren für vermiedene Netzverluste wurden in Bezug auf die Spannungsgrenzwerte und den Wert der Korrekturfaktoren aktualisiert.
Auswirkungen der neuen Wirkungsgrade
Das BHKW-Infozentrum hat auf Basis der neuen Referenz-Wirkungsgrade und den Korrekturfaktoren einige in der Vergangenheit angefertigte Hocheffizienznachweise im Leistungsbereich zwischen 30 kW und 500 kW neu berechnet.
Bei erdgasbefeuerten KWK-Anlagen kommt es zu geringfügen Abweichungen bei der Primärenergie-Einsparung in Höhe von bis zu 0,5 Prozentpunkten. Die berechneten Primärenergieeinsparungen von Pflanzenöl-BHKW erhöhen sich im Schnitt um 3 Prozentpunkte. Biogasbetriebene KWK-Anlagen weisen nach der neuen EU-Regelung eine um rund 2 Prozentpunkte geringere Einsparung auf.
Informationen zum Hocheffizienz-Nachweis auf den Seiten von BHKW-Consult
BHKW-Consult
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