Herrsching | 23. April 2020 |

EEG-Umlage wird 2021 moderat und nicht extrem steigen

Wenn die Regierung nicht gegensteuert, könnten sinkende Stromverbräuche und Börsenpreise durch Corona den Verbraucherstrompreis 2021 steigen lassen. Wie sehr, ist aber stark umstritten.

Der Energiekostenberater Enplify warnt in einer am 22. April veröffentlichten Studie vor einer bis zu 22 % höheren EEG-Umlage im Jahr 2021. Diese könnte dann statt heute 6,8 Cent je kWh 8-10 Cent/kWh betragen, warnt der Dienstleister. Nach Recherchen von E&M halten andere Experten dieses Szenario aber für unwahrscheinlich.

Der Datenanalyst der Agora Energiewende, Fabian Hein, hält die Annahmen der Enplify-Studie für „möglich, aber eher am oberen Rand“. Mit der angekündigten Kompensation aus der CO2-Bepreisung für Brennstoffe (Brennstoffemissionshandelsgesetz – BEHG) rechnet Agora nur mit einem Anstieg der EEG-Umlage auf 7 bis 8 Cent/kWh.

„Steigende Strompreise sind in Krisenzeiten besonders schädlich und stehen in auffälligem Kontrast zu den politischen Forderungen nach Strompreissenkungen“, kommentiert Dennis Becher, Vorstandsvorsitzender der Enplify, die Ergebnisse der Kurzanalyse. Fabian Hein verweist auf den Vorschlag der Agora, mit einem Booster-Programm die bereits geplante Absenkung der EEG-Umlage mit den BEHG-Einnahmen vorzuziehen, sodass die Umlage bereits 2020 auf nur noch 2 bis 3 Cent/kWh sinken würde. Das könnte die Privathaushalte und viele Unternehmen in der Corona-Krise wirksam entlasten und die Kaufkraft stärken. Aus dem Bundeswirtschaftsministerium bekam E&M noch keine Antwort, wie reagiert werden soll.

EEG-Umlage 2021 wird erst noch ermittelt

Nach den Enplify-Berechnungen werde das EEG-Konto deutlich ins Minus rutschen. Da die erneuerbaren Erzeuger feste Vergütungen erhalten, führen niedrigere Börsenstrompreise und hohe Einspeisung aus Sonne und Wind dazu, dass die vor einem Jahr festgelegte EEG-Umlage nicht genügt, um diese Vergütungen zu bezahlen. Dem stimmt Agora zu, allerdings sei der von Enplify angenommene Preisverfall auf 35 Euro/MWh beim Jahresfuture an der Börse wohl zu hoch angesetzt, da die Preise momentan wieder steigen.

Enplify setzt den Rückgang des Stromverbrauchs in Deutschland wegen der Corona-Krise mit bis zu 20 % an. Agora kommt für April und Mai aber nur auf etwa 10 %. Hinzu komme, dass vor allem die Industrie weniger produziert und Strom verbraucht und die energieintensive Industrie ohnehin nur eine reduzierte EEG-Vergütung bezahlt. Daher rechnet Hein nicht mit so großen Auswirkungen auf das EEG-Konto wie Enplify. „Wir hatten Anfang des Jahres viel Windstrom wegen der Stürme und jetzt den 10 % verringerten Stromverbrauch durch den Corona-Shutdown“, gibt Hein zu bedenken.

Die EEG-Umlage für 2021 werde aber nach dem Durchschnittspreis an der Börse von Mitte Juni bis Mitte September 2020 festgelegt. Da schon jetzt die Produktion wieder anlaufe, rechnet er nicht mit einem so starken Nachgeben der Börsenstrompreise wie Enplify. Hein hält nur eine Steigerung der EEG-Umlage um etwa 2 Cent/kWh für wahrscheinlich. Da die geplanten Einnahmen aus dem BEHG 1,5 Cent davon auffangen sollen, werde die EEG-Umlage voraussichtlich nur bei 7 bis 8 Cent/kWh landen und nicht bei fast 10 Cent, wie von Enplify vorausgesagt.

Damit aber die von der Bundesregierung geplante Senkung der EEG-Umlage nicht einfach durch den Corona-Effekt verpufft, müsse die Bundesregierung jetzt nachsteuern, betont der Datenanalyst.

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