Herrsching | 2. August 2021 |

Steigende Strompreise lassen Braunkohle-Kraftwerke rentabel Strom produzieren

Die Börsenstrompreise sind nach ihrem Einbruch derzeit so hoch wie seit 2008 nicht mehr. Die Ursachen hierfür und Auswirkungen der Strompreissteigerung hat das Energiewirtschaftliche Institut (EWI - Universität Köln) analysiert.

Mehr als 90 Euro pro MWh mussten zeitweise in der ersten Julihälfte 2021 an der Strombörse bezahlt werden – so viel wie seit 13 Jahren nicht mehr. Damit haben sich die Strompreise seit Anfang des Jahres etwa verdoppelt.

In der Kurzanalyse "Anstieg der Strompreise im Sommer 2021" hat ein Team des Energiewirtschaftlichen Instituts (EWI) an der Universität zu Köln untersucht, welche Faktoren zum Anstieg des Großhandelsstrompreises 2021 geführt haben.

2020 hatten die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie in Deutschland und der Welt die Großhandelsstrompreise stark unter Druck gesetzt. Mit 30 Euro/MWh lag der mittlere Wert im vergangenen Jahr mehr als 7 Euro/MWh niedriger als im Vorjahr.

Mittlerweile hat sich die Stromerzeugung aber erholt. Dadurch steigt auch die Nachfrage nach Steinkohle, was wiederum die Preise für den Brennstoff treibt: Im Juli 2021 erreichte der Preis für Steinkohle mit 15 Euro/MWh ein Niveau wie zuletzt im Jahr 2011.

Preise im europäischen Emissionshandel explodiert

Auch die Preise für Erdgas sind im Juli 2021 mit mehr als 36 Euro/MWh so hoch wie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr. Das habe mehrere Gründe, sagt Eren Cam, Senior Research Consultant am EWI: "Die Gasspeicher in Europa sind aufgrund des kalten Winters kaum gefüllt. Gleichzeitig ist die Nachfrage wieder gestiegen, insbesondere in China und anderen Teilen Asiens. Darüber hinaus haben Ausfälle und Wartungsarbeiten an der Infrastruktur die Situation verschärft."

Parallel zu den Brennstoffkosten haben auch die Preise für CO2-Emissionszertifikate stark zugelegt. Die Preise im europäischen Emissionshandel (EU ETS) kletterten seit Anfang des Jahres von 3 Euro/t CO2 auf einen neuen Höchststand von mehr als 57 Euro/t CO2. Hier dürften auch die Verschärfung der europäischen Klimaziele und die stark gestiegenen Gaspreise eine Rolle spielen. Denn höhere Gaspreise erhöhen die Nachfrage nach Kohle, beispielsweise in der Stromerzeugung, und damit die Nachfrage nach CO2-Zertifikaten.

Diese Faktoren erhöhen die Grenzkosten der Kraftwerke und beeinflussen damit die Einsatzreihenfolge am Strommarkt, die sogenannte Merit Order: Davon profitieren aktuell die meisten Braunkohlekraftwerke, die trotz hoher CO2-Zertifikatspreise wieder niedrigere Grenzkosten haben als Gas- und-Dampfkraftwerke, so die Analysten.

Nur geringe Auswirkungen durch Residuallast

Nur sehr geringe Auswirkung auf die Entwicklung der Börsenstrompreise hat nach der Kurzanalyse die Entwicklung der Residuallast, also der Differenz zwischen der Stromnachfrage und der Erneuerbaren-Erzeugung im aktuellen Jahr. Zwar führte Ende Juni, Anfang Juli eine relativ niedrige Einspeisung aus Windenergie zu einer höheren residualen Stromnachfrage. Insgesamt bewegt sich die Residualnachfrage 2021 allerdings in der Spanne der Werte der vergangenen Jahre.

Ob die Strompreise auch in den kommenden Monaten auf diesem hohen Niveau bleiben, hängt laut Ansicht der Analysten maßgeblich von den Entwicklungen an den Brennstoffmärkten und im europäischen Emissionshandel ab. In den kommenden Jahren dürften darüber hinaus die Stilllegung von Kern- und Kohlekraftwerken sowie der Neubau von Gaskraftwerken die Merit Order der konventionellen Kraftwerke verändern.

Die Kurzanalyse "Anstieg der Strompreise im Sommer 2021" kann von der Internetseite des EWI heruntergeladen werden.

Webseite der Fachzeitschrift "Energie & Management"
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