Herrsching | 18. Januar 2022 |

Die Doppelstrategie der Ölkonzerne

Die Öl- und Gasindustrie hält vorerst an ihrem bewährten Geschäftsmodell fest. Gleichzeitig investiert man auch in neue, emissionsarme Technologien.

Langfristig würden die Öl- und Gasmärkte zwar an Bedeutung verlieren, sagte Wintershall-Chef Mario Mehren auf dem „Energie-Gipfel“ des Handelsblattes. Ohne die Branche sei eine erfolgreiche Transformation der Wirtschaft aber nicht vorstellbar. Mehren geht ebenso wie der Europa-Chef von Exxon-Mobil, Philippe Ducom, davon aus, dass die Nachfrage nach Energie weltweit weiter zunimmt. „Insofern gibt es weiter Möglichkeiten, in die Förderung von Öl und Gas zu investieren.“ Gleichzeitig investiere Wintershall aber auch in emissionsarme Technologien. Ziel seines Unternehmens sei es, bis 2030 „netto“ keine Treibhausgase mehr zu erzeugen. Die Methan-Emissionen will Wintershall bis 2025 auf 0,1 % reduzieren.

Auch Exxon-Mobil Europe strebt eine „emissionsarme Zukunft“ an. Bis 2027 will der Konzern 15 Mrd. Dollar in nachhaltige Lösungen investieren. Der größere Teil des Investitionsbudgets fließe gegenwärtig noch in die Förderung von Öl und Gas, sagte Ducom. Ohne Investitionen würde die weltweite Öl- und Gasproduktion um 3 bis 4 % pro Jahr zurückgehen. Das wäre angesichts einer steigenden Nachfrage nicht gerechtfertigt.

Exxon-Mobile will an der Transformation der Energiewirtschaft mit seinen besonderen Kompetenzen teilnehmen. Ducom nannte in diesem Zusammenhang Biokraftstoffe, „blauen“ Wasserstoff und die Einlagerung von Kohlendioxid (CCS). Man setze darauf, dass diese Technologien in Verbindung mit anderen Lösungen einen wichtigen Beitrag leisten könnten. So werde „grüner“ Wasserstoff zwar gebraucht, er könne sich alleine aber nicht am Markt durchsetzen. Deswegen setze Exxon-Mobil darauf, dass auch „blauer“ Wasserstoff (der aus Erdgas erzeugt wird) gebraucht werde. Projekte dafür würden zur Zeit in den Niederlanden und in Großbritannien ins Auge gefasst.

Der Konzern entwickelt darüber hinaus einen „Hub“ für CO2, das eingelagert werden soll. Ducom denkt dabei besonders an Emissionen aus der Stahl- und der Zementindustrie. Bis 2030 will Exxon-Mobil auf dem CO2-Hub 50 Mio. Tonnen pro Jahr umschlagen, bis 2040 sollen es 100 Mio. Tonnen sein. Von 46 Sektoren, die langfristig emissionsfrei arbeiten müssten, seien bislang nur zwei auf dem richtigen Weg, sagte Ducom weiter. Die CCS-Technik stehe dabei schon lange zur Verfügung, sei bislang aber nicht wirtschaftlich gewesen. Steigende CO2-Preise würden dafür sorgen, dass „wir in Zukunft deutlich mehr CCS-Projekte sehen werden“.

Auch der Leiter der Nachhaltigkeits-Abteilung der Deka, Ingo Speich, betonte die Bedeutung der CCS-Technik. Sie könne einen glaubwürdigen Weg zur Senkung der Emissionen weisen. Dies werde von immer mehr Investoren erwartet. Die Deka ziehe sich aus allen Anlagen zurück, bei denen nicht erkennbar sei, dass sie langfristig ohne Treibhausgasemissionen arbeiten. Unsicherheit für grüne Investments entstehe zur Zeit dadurch, dass es Zweifel daran gebe, wie schnell die Emissionen zurückgehen würden.

Webseite der Fachzeitschrift "Energie & Management"
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