KWK für effiziente Versorgung unverzichtbar
Welche Perspektiven KWK-Anlagen in einem künftigen klimaneutralen Energiesystem haben, das war ein thematischer Schwerpunkt auf dem BHKW-Kongress in Dresden.

Die Rolle der Kraft-Wärme-Kopplung wird trotz Dekarbonisierung für ein funktionierendes und kostengünstiges Energiesystem wesentlich bleiben, so das Credo zweier Vorträge auf dem diesjährigen BHKW-Jahreskongress von BHWK Consult in Dresden. Marco Wünsch von der Prognos AG betonte zum Beispiel die systemdienliche Funktion flexibler KWK-Anlagen, etwa zur Deckung der Residuallast oder als Wärmeerzeuger bei hohen Strompreisen in den Wintermonaten.
Das Ziel der Klimaneutralität 2045 in Deutschland wird von der neuen Bundesregierung weiter verfolgt. Bei der Entwicklung der Stromerzeugung werden sich nach dem Prognos-Szenario zwei Trends zeigen: Die volatile Erzeugung wird weiter zulegen, die regelbare abnehmen. Die meisten Anwendungen in Verkehr, Gebäude und Industrie sollen bis 2045 elektrifiziert werden − und damit auch die Wärmeseite. Wünsch: „Damit wird Deutschland im Jahr 2045 viel mehr Strom benötigen“.
Saisonalität der Erzeugung nimmt zu
Bei den volatilen Erneuerbaren prognostiziert Prognos, dass sich die Stromerzeugung von heute 305 Milliarden kWh (305 TWh) auf 1.166 TWh erhöhen wird. Zugleich wird die regelbare Erzeugung auf etwa 176 Milliarden kWh zurückgehen, im Jahr 2023 lag diese bundesweit bei 282 Milliarden kWh. Bei den regelbaren Kraftwerken wird es ein Mix sein aus Großspeichern, Wasserstoff, Bioenergie und Synfuels. Die brennstoffbasierte Erzeugung wird nicht nur abnehmen, sie wird zu einem Großteil nur noch im Winter zum Einsatz kommen, so Wünsch weiter. „Die Saisonalität der Erzeugung und damit auch der Preise werden immer ausgeprägter“.
In einem solchen Energiesystem braucht es die KWK unter anderem bei Dunkelflauten. Gerade in den „angespannten“ Monaten November bis Februar mache die gekoppelte Erzeugung aus KWK auch weiterhin Sinn. Auf der Wärmeseite stellen gerade in den Wintermonaten bei geringer Erneuerbaren-Einspeisung und hohen Strompreisen die KWK-Anlagen effizient und kostengünstig Wärme und Strom bereit. Etwa 30 Prozent des Fernwärmebedarfs sollen 2045 weiterhin durch KWK und Biomasse gedeckt werden.
Gleichzeitig müsse der Anlagenpark flexibilisiert und perspektivisch auf Wasserstoff umgestellt werden. Laut Wünsch zeigen Studien, dass ein Ausbau an Kraftwerkskapazität nötig sein wird. Die heutige Leistung von Gaskraftwerken liege bei etwa 30 GW. Langfristig müssten es aber 60 GW bis 70 GW brennstoffbasierte Kraftwerke werden. Dabei werden solche Kraftwerke künftig unterschiedliche Rollen einnehmen: Kraftwerke mit relativ vielen Betriebsstunden sowie Anlagen zur reinen Spitzenlastabdeckung.
KWK Rückgrat der Fernwärmeversorgung
Johannes Dornberger vom AGFW lenkte den Blick auf die Fernwärmeversorgung. „Die KWK ist das Rückgrat der Fernwärme“, sagte der Experte. „Zukünftig wird die Technologievielfalt sicher bunter werden“. Aber auch die KWK werde weiterhin eine Rolle spielen. Die KWK bringe einen entscheidenden Vorteil mit. Sie gehe hocheffizient mit dem Brennstoff um und dies werde auch künftig entscheidend sein. Aus diesem „Effizienzgedanken“ heraus werde die KWK auch gefördert, so Dornberger. Und auch in einem klimaneutralen System bleiben Wasserstoff, Biomasse und unvermeidbare Abwärme − eben grüne Quellen − eine knappe, aber nötige Ressource.
Ein Drittel der zukünftigen Wärme- und Stromerzeugung könne weiterhin über KWK erfolgen − vorausgesetzt, es gelingt die Umstellung auf Wasserstoff oder Biomasse und die Flexibilisierung des Anlagenbetriebs. Der AGFW plädiert bei den gesetzlichen Regelungen daher für eine zweistufige Weiterentwicklung des KWKG, sagte Dornberger: kurzfristige Investitionssicherheit mithilfe einer „echten“ Verlängerung des Gesetzes und mittelfristig eine strategische Integration in die Kraftwerksstrategie sowie in den Kapazitätsmarkt.
Beide Referenten machten deutlich: Die künftige Rolle der KWK hängt nicht nur von technologischen Lösungen ab, sondern maßgeblich von regulatorischen Signalen seitens der neuen Bundesregierung. Diese hat im Koalitionsvertrag vereinbart, dass die Potenziale der KWK „konsequent und langfristig“ genutzt werden müssen.
Impressionen der vergangenen BHKW 2025 in Dresden
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