Herrsching | 12. Juni 2025 |

KWK-Branche verärgert über auslaufende Netzentgelt-Vergütung

Die KWK-Branche kämpft um ihren Einfluss im künftigen Energiesystem. Beim 23. Symposium des Bundesverbands prallten Pläne der Bundesnetzagentur und Wünsche der Unternehmen aufeinander.

Die Bundesregierung soll den Betreibern und Entwicklern von KWK-Anlagen eine langfristige Planungssicherheit ermöglichen. Das ist eine zentrale Forderung, die der Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung (B.KWK) während seines 23. KWK-Symposiums am 11. Juni in Duisburg erhob.

Grundsätzlich hofft der Verband auf ein Stück vom neuen Kraftwerkskuchen, dessen 20.000 MW die Bundesenergieministerin Katherina Reiche (CDU) über Gaskraftwerke realisieren will. B.KWK-Präsident Claus-Heinrich Stahl hat allerdings Entwicklungen interessiert zur Kenntnis genommen, nach denen in Berlin die Kraftwerksstrategie etwas in Bewegung gerät.

„Bei der Bundesnetzagentur ist nichts für uns drin“

„Unsere Hersteller“, so Claus-Heinrich Stahl in seiner Duisburger Begrüßungsrede, „können 6.000 Megawatt jährlich installieren.“ Dieses Potenzial sei nicht zu unterschätzen, zumal mit dem Kohleausstieg noch einmal über 20.000 MW Kraftwerksleistung zu ersetzen seien. Ein weiter novelliertes KWK-Gesetz müsse die vielen Vorteile der steuerbaren Anlagen entsprechend abbilden und die netzdienlichen Leistungen angemessen vergüten. Die bis 2035 versprochene Perspektive per Gesetz liege aber verschlossen in einer Schublade.

Auch Stefan Lochmüller wandte sich mit klaren Erwartungen in Richtung Berlin. Der Referent für Energiepolitik beim Nürnberger Versorger N-Ergie stellte den „systemischen Mehrwert“ von KWK-Anlagen heraus. Die Ende vergangenen Jahres vorgenommene Fortschreibung des KWK-Gesetzes sei allenfalls eine „Notreparatur“ gewesen. Die Überarbeitung sei „überfällig“.

Stefan Lochmüller sprach im Anschluss an Stefan Dunke, den Referenten für Thermische Kraftwerke und Speicheranlagen bei der Bundesnetzagentur (BNetzA). Der Nürnberger Funktionär sparte nicht mit Kritik an der Bonner Regulierungsbehörde. In den regulatorischen Überlegungen der BNetzA „ist für uns nichts drin“, sagte er mit Blick auf das Thema der Entlohnung für vermiedene Netzentgelte. Eine Vielzahl dezentraler Erzeugungsanlagen erhält eine Vergütung dafür, dass sie mit ihrer Energieproduktion keinen Strom aus den vorgelagerten Netzen zieht. Dieses System soll bis Ende 2028 schrittweise auslaufen, sehr zum Unwillen der Branche.

Lochmüller kritisierte, dass ein Kapazitätsverlust drohe, zumal der von Katherina Reiche vorgezeichnete schnelle Ausbaupfad von 20.000 MW bis 2035 „völlig  unrealistisch“ sei. Weil unter dem veränderten Förderregime ab 2029 „keiner mehr Lust hat, zur Höchstlast einzuspeisen“, drohe ein Einspeisungsproblem. Außerhalb der Ausschreibungsrunden „werden marktlich getriebene Anlagen seit fünf Jahren nicht mehr gebaut. Das zu ignorieren, ist nicht der Umgang, den wir miteinander pflegen sollten“, so Stefan Lochmüller.

Stefan Dunke gab für die Bundesnetzagentur zu bedenken, dass die Einwände der Verbände und Unternehmen zur künftigen KWK-Regulatorik in der Prüfung seien. Seine Behörde hege Zweifel, dass sich der Netzausbau durch dezentrale KWK tatsächlich stark reduzieren lasse. Es seien Lasten zu decken und KWK-Anlagen müssten auch in die Wartung und Instandhaltung. Das müsse gleichwohl nicht zu Spitzenlastzeiten erfolgen.

Für die Bundesnetzagentur erlaubte Stefan Dunke einen Einblick in die aktuelle Ausschreibungsrunde von KWK- und innovativen Anlagen (iKWK) zum Stichtag 1. Juni. Ohne die Zulässigkeit jedes Gebots beurteilen zu können, gehe er bereits jetzt von einer Überzeichnung der ohnehin erhöhten Ausschreibungsvolumina aus. 89,98 MW betrug die Menge bei KWK-Anlagen, hier seien Gebote für insgesamt 146 MW eingegangen. Für die vorgesehenen 29,97 MW bei iKWK-Anlagen lägen Gebote in Höhe von insgesamt 75 MW vor. „So viel hatten wir noch nicht“, so Dunke.

N-Ergies Politikreferent Stefan Lochmüller warf noch mehr positive Zahlen in die Runde. KWK-Anlagen hätten ihren Anteil an der steuerbaren Stromerzeugung seit 2014 verdoppelt, von 23 Prozent auf 46 Prozent im Jahr 2024. „Wir liefern Leistung und Arbeit dann, wenn sie gebraucht werden“, sagte er. Entsprechend sei in den von Berlin gewollten 20.000 MW Kapazität mit jährlich 3.000 Volllaststunden „viel Potenzial für KWK-Anlagen“, auch für jene mit 500 Stunden. Die Branche  brauche Sicherheit, „die nicht alle zwei bis vier Jahre in Frage gestellt wird“.

Bericht "Bundesnetzagentur will vermiedene Netzentgelte abschaffen"
Bericht "Bundesnetzagentur will vermiedene Netzentgelte abschaffen"

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