Kostensteigerungen bei Fernwärme und Fernwärmesystemen

Fernwärme

Fernwärme ist eine beliebte Versorgungsquelle zum Beheizen von Gebäuden und zur Bereitstellung von Prozesswärme für die Industrie. Hierbei erfolgt ein Transport thermischer Energie über wärmegedämmte Rohrsysteme. Der überwiegende Anteil des Rohrsystems ist in der Regel in der Erde verlegt. Im Rahmen der Energiewende nimmt der Ausbau der Fernwärme eine zentrale Bedeutung ein.

Interessant ist, wie sich die Kosten für Fernwärme in den letzten 10 Jahren entwickelt haben. Welche Preissteigerungen gab es bei der Fernwärme?

Im Zusammenhang mit dieser Fragestellung ist auch die Entwicklung der Preise für den Tiefbau, Straßenbau und die Lohnentwicklung im Baugewerbe einer Betrachtung wert. Preissteigerungen in diesen Bereichen stehen zumeist in Beziehung mit Preisentwicklungen für Fernwärme bzw. den Anschlusskosten einer Fernwärmeversorgung. Über diese Fragestellungen soll der nachfolgende Artikel Aufschluss geben und Licht ins Dunkle bringen.

 

Wie haben sich die Kosten für Fernwärme in den letzten 10 Jahren entwickelt?

Die Kosten für eine Fernwärmeversorgung sind im Zeitraum von 1999 bis 2014 um 62 % gestiegen. Mögliche Gründe sind neben den gestiegenen Anforderungen an Qualität und Komfort auch gesetzliche Vorgaben u.a. durch die Energieeinspar-Verordnung. Außerdem gehen Preissteigerungen im Fernwärme-Sektor immer auch einher mit Kostensteigerung bei der Brennstoff-Versorgung.
Somit lassen sich in den letzten Jahren steigende Preise bei den Kosten für Fernwärme beobachten. (Quelle: https://www.vdi-wissensforum.de/news/baukostenentwicklung-in-deutschland-treiber-und-eindaemmungsmassnahmen/, aufgerufen am 28.10.2019).

Die nachfolgende Statistik gibt Aufschluss über die Preisentwicklung für Fernwärme nach Anschlusswert in der Bundesrepublik Deutschland für die Jahre 1991 bis einschließlich 2018.

 

 

Lag der Preis für eine Megawattstunde im Jahr 1991 bei einer Anschlussleistung von 15 Kilowatt noch bei 37,10 Euro, hat sich der Preis ab dem Jahr 2000 immer deutlicher erhöht. Ein Preis von 37,10 Euro je Megawattstunde (MWh) bedeutet umgerechnet auf die Kilowattstunde (kWh) einen Preis von 3,71 Cent.

Am teuersten in den letzten 10 Jahren war Fernwärme im Jahr 2012. Damals betrug der statistisch ermittelte Preis insbesondere aufgrund der hohen Brennstoffpreise knapp 78,47 Euro für eine Megawattstunde (Anschlussleistung 15 Kilowatt).
Gegenüber dem Jahre 1991 bedeutet dies eine Preissteigerung in Höhe von mehr als 110 %. Nach dem Jahr 2012 sank der ermittelte Durchschnittspreis auf 70,92 Euro je MWh im Jahre 2016 und stieg dann im Jahr 2018 auf 76,72 Euro an. Damit ist zwar das Allzeithoch von 2012 noch nicht erreicht worden. Der Preis hat sich jedoch inzwischen an das Allzeithoch angenähert. Die Dynamik bei der Preissteigerung hat jedoch in den letzten Jahren nachgelassen.

Aufgrund des geplanten Starts eines nationalen Emissionshandelssystem mit einer CO2-Bepreisung fossiler Brennstoffe im Wärmesektor ab dem Jahre 2021 ist mit einer deutlichen Preissteigerung fossil bereitgestellter Wärme zu rechnen.

 

Preisgleitklauseln und Fernwärme

Anders als bei Gas- und Stromlieferungsverträgen werden Lieferverträge für Fernwärme über längere Zeiträume abgeschlossen. Aufgrund der Langfristigkeit und schwankender Kosten für die Beschaffung von Brennstoffen enthalten Fernwärmelieferverträge in der Regel eine Klausel für automatische Preisanpassungen (Preisgleitklausel). Den gesetzlichen Rahmen bildet dabei § 24 Abs. 4 AVBFernwärmeV.

Es sind auf der einen Seite die Preisveränderungen bei der Erzeugung und Bereitstellung von Fernwärme (das sogenannte Kostenelement) und auf der anderen Seite die Entwicklung der Preise auf dem (überregionalen und funktionierenden) Wärmemarkt (das sog. Marktelement) zu berücksichtigen und die maßgeblichen Berechnungsfaktoren vollständig und in allgemein verständlicher Form auszuweisen.

(Quelle: Bundeskartellamt, BRD, Sektoruntersuchung Fernwärme Abschlussbericht 08/12)

 

Haben sich die Kosten für Tiefbau in den letzten 10 Jahren erhöht?

Für die Entwicklung der Kosten im Tiefbau ist es nicht einfach, allgemeingültige Werte zu finden. Schaut man sich jedoch die Entwicklung der Preise für Bauleistungen im Bereich „Baugrube“ an, so lässt sich hier eine Veränderung von 25 % in den Jahren von 1999 bis 2014 feststellen. Dieser Bereich inkludiert ebenso einen Bereich des Tiefbaus (Quelle: https://www.vdi-wissensforum.de/news/baukostenentwicklung-in-deutschland-treiber-und-eindaemmungsmassnahmen/, aufgerufen am 28.10.2019).

Weitere Hinweise zur Entwicklung der Kosten im Tiefbau können die Preisentwicklungen im Bereich des Straßenbaus liefern. Der Straßenbau bildet ebenfalls einen Bestandteil des Tiefbaus (bauliche Infrastruktur).

 

Wie haben sich die Kosten für den Straßenbau in den letzten 10 Jahren entwickelt?

Betrachtet man die Statistiken, so lässt sich festhalten, dass die Kosten für den Straßenbau in den Jahren 2012 bis 2019 gestiegen sind. Ab dem Jahr 2017 insbesondere aufgrund der guten Auftragslage (Bauboom) deutlicher als zuvor. Das Statistische Bundesamt hat die Entwicklung anhand eines Baupreisindex für den Straßenbau ausgewertet. Zudem wurde der Index mit der Preisentwicklung für Wohngebäude verglichen.

Bei Betrachtung der Baupreisindizes für Wohngebäude und Straßenbau lässt sich in den Jahren 2012 bis 2019 eine Preissteigerung in beiden Bereichen beobachten. Insbesondere ab 2017 zog die prozentuale Veränderung der Preise nochmals stärker als zuvor an. Dies zeigen die Indizes deutlich. Des Weiteren ist ab 2018 zu beobachten, dass die Baupreise für den Straßenbau deutlich stärker als für Wohngebäude gestiegen sind. Zuvor haben sich beide Indizes nahezu gleich entwickelt.

 

Wie haben sich die Stundenlöhne für Bauarbeiter in den letzten 10 Jahren entwickelt?

Im Jahre 2016 lagen die Arbeitskosten im Baugewerbe in Deutschland bei ca. 27,10 Euro pro Stunde. Teurer waren die Arbeitskosten in Europa nur in den Niederlanden (34,70 Euro pro Stunde), Dänemark (39,10 Euro) und Schweden (39,90 Euro). Die niedrigsten Arbeitskosten in Euro pro Stunde wies in Europa Bulgarien mit 3,60 Euro aus. Danach folgte Rumänien mit 4,30 Euro.

Im Jahr 2017 sind gemäß vorliegender Statistik die Arbeitskosten im Baugewerbe in Deutschland auf 28,20 Euro gestiegen. Verglichen mit dem Vorjahr bedeutet dies eine Steigerung in Höhe von rund 4 %. Steigende Auftragszahlen bedingt durch verstärkte Bauaktivitäten im Immobiliensektor und eine Knappheit an Personal sind hierfür Gründe. Begünstigt durch die niedrigen Zinsen für Immobiliendarlehen lassen sich in den vergangenen Jahren durchaus steigende Preise in allen Bereichen der Immobilienwirtschaft beobachten. Davon kann letztlich auch das Baugewerbe profitieren und höhere Arbeitspreise durchsetzen.

Auch in anderen Ländern sind die Arbeitskosten gestiegen. Dies ist zum Beispiel in den Niederlanden der Fall (35,30 Euro). Interessant ist jedoch, dass es auch sinkende Arbeitskosten gab. Hierzu gehört z. B.  Schweden (39,70 Euro, Vorjahr: 39,90 Euro). Dies stellt jedoch eine der wenigen Ausnahmen dar (Quelle: Eurostat).

In den Jahren 2014 bis 2018 sind die Arbeitskosten in Deutschland jährlich um ca. 2 bis 4 % gestiegen (Quelle: Deutsche Bundesbank, https://www.bundesbank.de/dynamic/action/de/statistiken/zeitreihen-datenbanken/zeitreihen-datenbank/723452/723452?listId=www_s311_b4_aki_ak&tsTab=1&tsId=BBDE1.Q.DE.Y.LCA1.N2F000000.A.L.I16.A1&id=0, aufgerufen am 02.11.2019).

Somit lässt sich festhalten, dass die Lohnsteigerungen ein Faktor bei den steigenden Baupreisen (u. a. Straßenbau, Wohngebäude) darstellen. Dies tangiert somit auch die Kosten für die Installation von Fernwärme für Gebäude.

 

Veröffentlichung vom 16.01.2020

Autor: Dennis Uliczka

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