In diesem FAQ-Beitrag des BHKW-Infozentrums wollen wir uns nicht mit der Frage beschäftigen, wie es zu negativen Strompreisen kommt – diesem Thema widmen wir uns in einem zweiten FAQ-Beitrag.
Stattdessen haben wir die Statistik durchforstet, wann und wie häufig in den Jahren 2014 bis 2020 negative Strompreise in Deutschland (DE European Power Exchange) vorkamen.
Wie häufig kommen negative Strompreise vor?
Im Jahre 2014 kam es an der Strombörse in 64 Stunden zu negativen Preisen am Spotmarkt der EPEX*. Im Verhältnis zu den 8.760 Stunden eines Jahres wäre dies ein Anteil in Höhe von gerade einmal 0,73 Prozent. Diese negativen Stundenwerte kamen an neun Tagen im Jahr 2014 vor.
Im Jahre 2015 kam es bereits zu 126 negativen Stundenkontrakten an der Strombörse, was einem Anteil in Höhe von 1,44 Prozent entspricht. Diese negativen Stundenwerte kamen an 25 Tagen vor.
Im Jahre 2016 wurden lediglich 97 negativen Stundenkontrakte an 19 Kalendertagen registriert. In den Folgejahren stiegen diese Werte wieder an.
Das Jahr 2017 war geprägt von 149 negativen Stundenkontrakten an 24 Kalendertagen. Im Jahre 2018 kam es zu 138 negativen Stundenpreisen an 25 Kalendertagen.
Im Jahre 2019 existierten so viele negativen Stundenkontrakte an der Strombörse wie noch nie. Insgesamt gab es im letzten Jahr 211 negative Stundenkontrakten zzgl. einem Nullwert. 2019 wurden 39 Tage mit negativen Strompreisen an der Strombörse erfasst. Bezogen auf die Gesamtjahresstunden-Anzahl nahmen negative Stundenkontrakte mit rund 2,5 % aller Jahresstunden aber auch im Jahre 2019 eine eher geringe Bedeutung ein.
Das Jahr 2020 wies einerseits viele negative Strompreise aufgrund der Winterstürme im Februar sowie aufgrund des Covid-19-Lockdowns im März bis Juni auf. Insgesamt 298 negeative Stundenkontrakte zzgl vier Nullwerten wies das Jahr auf.
Eine ausführliche und monatlich aktualisierte Auswertung der negativen Stundenkontrakten der letzten Jahre kann dem Bericht „Negative Strompreise – Fakten und Statistiken“ entnommen werden.
Wann kommen negative Strompreise zu Stande?
Die meisten privaten Stromverbraucher, die mit Energiehandel und Energiewirtschaft wenig zu tun haben, dürften den Zeitpunkt negativer Strompreise in den Sommermonaten vermuten. Wenn die PV-Anlagen viel Strom produzieren, aber das halbe Land im Urlaub ist, dürften viele glauben, dass die Strompreise ins Minus drehen.
In den drei Sommermonaten (Juni bis August) der Jahre 2014 bis 2018 gab es aber gerade einmal 25 negative Stundenwerte an der Strombörse.
Nach Abschluss der Sommerauswertung 2019 ändert sich das Bild signifikant. Im Sommer 2019 wurden insgesamt 37 Stunden mit negativen Strompreisen erreicht. Im Sommer 2020 traten 36 negative Stundenkontrakte auf.
Das Phänomen der negativen Preise für Strom tritt im Sommer nahezu nicht bzw. eher gering auf – auch wenn die Berichterstattung der Medien und die Aussagen einiger politischer Vertreter ein anderes Bild zeichnen. Negative Strompreise treten an der Strombörse vorrangig im Zeitraum Spätherbst bis Frühjahr auf.
In dem monatlich aktualisierten Bericht „Negative Strompreise – Fakten und Statistiken“ geht das BHKW-Infozentrum ausführlich auf die Verteilung der negativen Strompreise ein.
* EPEX – European Power Exchange (Paris, Frankreich)
Weiterführende Informationen
Negative Strompreise – Fakten und Statistiken
Ausführlicher Bericht mit grafischer Aufbereitung zur Fragestellung, wann und wie häufig negative STrompreise in Deutschland vorkommen.
Agora Energiewende: Negative Strompreise werden häufiger
Eine Studie der Agora Energiewende aus dem Jahre 2014 zeigt, dass ein Teil der konventionellen Kraftwerke nicht auf Überangebot von Strom reagiert und es u. a. daher zu negativen Strompreisen kommt.
An der deutsch-französischen Strombörse EPEX kam es zwischen Dezember 2012 und Dezember 2013 an 97 Stunden zu negativen Strompreisen.
Welche KWK-Anlagenbetreiber müssen auf negative Strompreise achten?
FAQ-Seite zum Thema "Welche KWK-Anlagenbetreiber müssen auf negative Strompreise achten?"