Abschaffung von Privilegien bei Kraftwerken würde EEG-Umlage deutlich entlasten

6% des in Deutschland produzierten Stroms benötigen die großen Kraftwerke selbst. Wenn dieser Stromeigenbedarf der Kraftwerke zukünftig mit einer EEG-Umlage belastet werden würde, könnte die EEG-Umlage für alle sinken.

Um etwa 12 % könnte sich die EEG-Umlage laut einer Studie des Beratungsunternehmens Energy Brainpool im Auftrag von Greenpeace und des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) reduzieren, wenn konventionelle Anlagen und KKW mit herangezogen würden. Die EEG-Umlage würde dadurch von jetzt 6,24 Cent/kWh auf 5,5 Cent/kWh sinken.

Originalbericht von 
Rastatt, 30.04.2014

 

Die Umweltorganisationen fordern Bundeswirtschafts- und Energieminister Sigmar Gabriel auf, im Zuge der EEG-Reform die Befreiung der Kohle- und Kernkraftwerke von der EEG-Umlage abzuschaffen. Laut der Studie kostet deren Privilegierung die Stromkunden rund 2,6 Mrd. Euro. Ein durchschnittlicher Haushalt hat demnach in diesem Jahr 24 Euro mehr zu bezahlen, weil der Strom, den fossil oder nuklear betriebene Kraftwerke selbst verbrauchen, von der EEG-Umlage befreit ist. Auch Braunkohle-Tagebaue sollten sich künftig an der Finanzierung der Energiewende beteiligen und die Umlage zahlen, verlangen BUND und Greenpeace.

„Gabriel führt die Energiewende ad absurdum“, kritisiert BUND-Energieexpertin Daniela Setton, denn der Minister wolle Kohle- und KKW-Betreiber beschenken, während nach seinen Plänen gleichzeitig der Eigenverbrauch Erneuerbarer-Energien-Anlagen künftig mit der EEG-Umlage belastet werden soll. Die konventionellen Kraftwerke verbrauchen laut den Angaben mit knapp 40 TWh insgesamt 6 % des in Deutschland produzierten Stroms, beispielsweise zum Betrieb von Förderbändern oder Pumpen.

„Die ineffizientesten und ältesten Kohlekraftwerke, deren Eigenverbrauch am höchsten ist“, seien die größten Profiteure der Umlagebefreiung, verdeutlicht Greenpeace-Energieexperte Tobias Austrup. „Die Stromkunden müssten mit der EEG-Umlage „nicht nur die Subventionen für die Großindustrie bezahlen, sondern auch noch die dreckigsten Energieträger direkt subventionieren“, kritisiert er. „Das ist eine unsoziale und unökologische Farce auf Kosten des Klimas und der Verbraucher“, so Austrup.

Positive Impulse im Strommarkt erwartet

Die Einbeziehung des Kraftwerk-Eigenverbrauchs bei der Finanzierung der Energiewende könnte nach Einschätzung der Umweltverbände positive Impulse im Strommarkt auslösen: Durch die parallel leicht steigenden Börsenstrompreise erhöhen sich auch die Verkaufserlöse für Strom aus erneuerbaren Energien, heißt es dazu. Mit der EEG-Umlage für den Kraftwerk-Eigenverbrauch würde die Stromproduktion deutscher Steinkohlekraftwerke um etwa ein Zehntel sinken, so die Erwartung. Dies hätte gleich zwei Vorteile: Der „viel zu hohe deutsche Kohlestrom-Export“ würde um etwa die Hälfte verringert. Die nationalen CO2-Emissionen sänken um jährlich 2,7 Mio. t.

„Umweltministerin Hendricks will aus Gründen des Klimaschutzes Kohlestrom zurückdrängen. Dafür muss sie sich mit Gabriel anlegen, sonst verkommt das Erneuerbare-Energien-Gesetz zum Subventionstopf für Umweltverschmutzer“, betont Setton.

Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) sieht sich durch die Studie in seiner Kritik an den EEG-Regelungen bestätigt. „Die Studie von Energy Brainpool hat jetzt wissenschaftlich untermauert, was der Bundesverband Erneuerbare Energie schon lange sagt: Es ist ein unhaltbarer Zustand, dass ausgerechnet die Betreiber von Braunkohle-Tagebauen und Atomkraftwerken bei der Ökostromumlage entlastet werden und die Produzenten von grünem Strom sowie die Verbraucher die Zeche dafür zahlen“, unterstreicht BEE-Geschäftsführer Hermann Falk. Die Minister Gabriel und Hendricks müssten hier die Ernsthaftigkeit ihrer Bekenntnisse zum Klimaschutz unter Beweis stellen.

Die Studie findet sich unter www.bund.net/eeg-umlage-studie

Autorin: Angelika Nikionok-Ehrlich
Bild: Robert Neumann – Fotolia