Wirtschaftlichkeit von Pflanzenölmotoren

Die Investitionen für einen Pflanzenöl-Spezialmotor liegen im Regelfall zwischen 10-30% über den notwendigen Investitionen eines Heizöl-Dieselmotors. Außerdem ist der Pflanzenölpreis mit rund 60 €-Cent/l (Palmöl) bis 65 €-Cent/l (Rapsöl) höher als der Bezug von fossilem Heizöl (Stand 09/2007).

Daher ist für einen wirtschaftlichen Betrieb eine kommerzielle Nutzung der Abwärme obligatorisch (siehe Tabelle). Um die Investitionen in einem angemessenen Zeitraum refinanzieren zu können, sind außerdem hohe jährliche Nutzungsstunden von mindestens 5.000 Stunden erforderlich.

 

Beispielhafte Wirtschaftlichkeitsanalyse einer Pflanzenölmotoren-Anlage anhand der spezifischen Daten je bereitgestellter Kilowattstunde Strom (Inbetriebnahme-Jahr der Anlage: 2007)
Einspeisevergütung nach EEG inkl. NawaRo-Bonus (1 kWhel)

16,99 €-Cent

Treibstoffkosten (rund 0,267 Liter / 245 Gramm)

17,36 €-Cent

Vollwartungskosten inkl. Motorrevision und Versicherung

2,5 €-Cent

Defizit je je kWhel bei Nichtnutzung der Wärme

2,87 €-Cent

Vergütung für bereitgestellte Wärme (1,18 kWhth)

5,31 €-Cent

Bonus für KWK-Nutzung nach dem EEG (Neuanlage ab 08/2004)

2,0 €-Cent

Betriebskostenersparnis je produzierter kWhel

4,44 €-Cent

Daten:BHKW-Leistung: 100 kWel, 118 kWth, 256 kWÖlWirkungsgrade: h
el: 39,0% h
th: 46,0%Pflanzenöl-Nettopreis:60 €-Cent je Liter (rund 6,22 €-Cent je kWh) bzw.
65 €-Cent je Kilogramm (rund 6,22 €-Cent je kWh)

Netto-Einspeisevergütung (novelliertes EEG): 18,99 €-Cent je kWhel

Netto-Vergütung für bereitgestellte Wärme (verminderter Heizöl-Einsatz): 4,5 €-Cent je kWhth

Benötigter Primärenergieeinsatz je kWhel: 2,56 kWh

 

 

Wichtig:
Der oben errechnete „Gewinn“ stellt die Betriebskostenersparnis der Pflanzenöl-BHKW-Anlage gegenüber einem konventionellen Heizkessel dar. Davon müssen die Investitionen für die Anlage (Jährliche Tilgung sowie Zinsaufwendungen) abgezogen werden.

Nach dem am 01. August 2004 in Kraft getretenen novellierten EEG werden für Anlagen, die vor dem 01. Januar 2004 in Betrieb gingen, lediglich rund 16 €-Cent /kWhel vergütet. Außerdem entfällt bei diesen Bestandsanlagen der KWK-Bonus. Demnach verringert sich der spezifische Gewinn für die Refinanzierung der Investition derartiger Anlagen um rund 3 €-Cent je Kilowattstunde.

Eine Vergütung nach EEG und KWK-Gesetz wird explizit in den Gesetzen ausgeschlossen.

Bei steigendem Pflanzenölpreis reduziert sich in dem oben berechneten Beispiel die Betriebskostenersparnis bzw. der Gewinn um rund 1,5 Cent je 5 Cent Treibstoffpreis-Erhöhung.

Die Wirtschaftlichkeit von größeren Anlagen im Bereich ab 100 kWel kann durch Variation des Treibstoffbezugs optimiert werden. Neben den günstigeren Einkaufskonditionen aufgrund der großen Mengen – eine 1 MWel-Anlage benötigt pro Tag rund 6.000 Liter Pflanzenöl – können auch billigere Pflanzenölarten wie Palm- oder Sojaöl genutzt werden. Hier muss aber angemerkt werden, dass sehr häufig in diesem Bereich keine Qualitätsstandards wie Rapsölbereich existieren. AUßerdem siund die Preisunterschiede inzwischen deutlich geringer als noch in den Jahren 2004-2006

Wirtschaftlich interessant ist die Nutzung gebrauchter Pflanzenöle und -fette aus der Nahrungsmittelindustrie. Dabei finden ein mittelschnelllaufender Schiffsmotor (1000 U/min) Verwendung, der eine vollständige Verbrennung des Pflanzenöls gewährleistet. Eingesetzt werden gebrauchte Pflanzenöls und Fette, welche zuvor gereinigt wurde. Wichtig ist dabei, dass auch die Salze und Gewürze (Brat-/Frittierfette) entfernt werden, da diese sonst im Zylinder zu Heißkorrossionen führen können.

Diese Anlagen erhalten aber keinen Bonus für die Verwendung Nachwachsender Rohstoffe. Daher fallen zwar die Kosten für den Treibstoff-Bezug weniger ins Gewicht – andererseits aber verringert sich die Vergütung um bis zu 6 €-Cent je Kilowattstunde.

Markus Gailfuß, BHKW-Consult; Sabine Güntner, BHKW-Consult