Originalbericht von Autorin: Angelika Nikionok-Ehrlich
Rastatt, 08.05.2015
Die EEG-Umlage wird voraussichtlich ab 2023 bis 2035 kontinuierlich sinken, während gleichzeitig der Anteil der erneuerbaren Energien auf 60 % ansteigt. Das ist das Ergebnis einer Studie des Öko-Instituts im Auftrag der Agora Energiewende.
Die Förderung der erneuerbaren Energien über die EEG-Umlage wird nur noch geringfügig teurer und absehbar in etwa sieben Jahren ihren Kostenscheitel erreichen. Ab 2023 wird die Umlage wahrscheinlich kontinuierlich sinken. Das hat das Öko-Institut in der Studie „Die Entwicklung der EEG-Umlage bis 2035“ ermittelt. Die Prognose wurde mithilfe des ebenfalls vom Öko-Institut entwickelten „EEG-Rechners“ der Agora Energiewende erstellt. Zugrunde gelegt wurden dabei das im EEG festgelegte Ausbautempo, dazu Großhandelsstrompreise auf dem heutigen Niveau und weitere maßvolle Kostensenkungen bei den Erneuerbare-Energien-Technologien. „Im Ergebnis wird Strom im Jahr 2035 nicht mehr kosten als heute, der Anteil der erneuerbaren Energien wird jedoch doppelt so hoch sein wie gegenwärtig“, so das Resümee.
„Der Hauptgrund für den absehbaren Rückgang der EEG-Vergütung ist, dass von 2023 an die teuren Anlagen aus den Anfangsjahren des EEG ihren Vergütungsanspruch verlieren, während die neuen Anlagen bereits heute sehr kostengünstig Strom produzieren und weiterhin günstiger werden“, sagt Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende.
Laut der Studie wird die EEG-Umlage nur bis 2016 auf dem heutigen Niveau von rund 6,2 Ct/kWh bleiben. Von 2017 bis 2023 wird sie – das heutige Finanzierungssystem und konstante Börsenstrompreise vorausgesetzt − nochmals um 1 bis 2 Ct/kWh ansteigen. Grund dafür ist vor allem der Ausbau der vergleichsweise teuren Offshore-Windenergie. Von 2023 bis 2035 wird die Umlage dann inflationsbereinigt um 2 bis 4 Ct/kWh zurückgehen und somit unter das heutige Niveau fallen.
„Die Politik steht damit vor der Wahl. Sie kann einerseits bei den Stromverbrauchern dafür werben, dass diese noch einige Jahre lang eine moderate Belastung von weiteren ein bis zwei Cent pro Kilowattstunde für das Generationenprojekt Energiewende tragen. Andererseits könnte sie entscheiden, einen Teil der in der Vergangenheit aufgelaufenen Innovationskosten aus dem Umlagesystem herausnehmen, um sie wie andere Forschungsausgaben beispielsweise über einen steuerfinanzierten Sonderfonds aufzubringen“, meint Graichen.
An den rund 60 % erneuerbarem Strom im Jahr 2035 wird laut der Studie die Windkraft an Land den größten Anteil haben, gefolgt von Windkraft auf See und der Photovoltaik. Bemerkenswert ist, dass die Strombeschaffungskosten für die Energieversorger – die Summe von EEG-Umlage und Börsenstrompreis – unabhängig von den Szenarien über den gesamten Zeitraum hinweg relativ konstant sind. „Die großen Strompreissprünge durch den Ausbau der erneuerbaren Energien gehören der Vergangenheit an, die Erntephase der Anfangsinvestitionen kommt in Sicht“, verdeutlicht Graichen.
Börsenstrompreis, Stromverbrauch und Ausnahmeregelungen als Treiber
Mit dem EEG-Rechner können nach Belieben andere Szenarien und deren Wirkung ausprobiert werden. In der Studie wurde etwa ermittelt, wie sich die EEG-Umlage bei unterschiedlichen Börsenstrompreisen oder Veränderungen des Stromverbrauchs entwickeln würde. Würde der Erneuerbaren-Anteil von 60 % bereits 2025 statt 2035 erreicht, so fiele die EEG-Umlage in zehn Jahren etwa 1 Ct/kWh höher aus. Bei einem Anstieg des Börsenstrompreises um 2 Ct/kWh würde die EEG-Umlage hingegen um 1 Ct/kWh sinken. Ebenfalls würde die Umlage um 1 Ct/kWh sinken, falls der Stromverbrauch um 10 % wachsen sollte. Ein Rückgang des Stromverbrauchs führt zu einem Anstieg der EEG-Umlage, da die Differenzkosten auf eine geringere Strommenge verteilt werden. Umgekehrt würde sich die Umlage bei einem höheren Stromverbrauch reduzieren.
Nachdem Erneuerbare-Energien-Anlagen kostengünstige Erzeugungsoptionen geworden sind, werden zukünftig nicht mehr die Kosten und Mengen der Erneuerbaren, sondern andere Strommarktfaktoren wesentlich für die Höhe der EEG-Umlage sein. „Zentrale Treiber für die künftige EEG-Umlage sind der Börsenstrompreis, der Stromverbrauch und die Ausnahmeregelungen für Industrie und Eigenverbraucher“, heißt es in der Studie.
„Letzten Endes sollte bei der Beurteilung der Förderkosten beachtet werden, dass in den kommenden 20 Jahren im Stromsektor in jedem Fall Investitionen erforderlich sein werden“, meinen die Studienautoren. Auch in einem alternativen Szenario, in dem auf den Ausbau der erneuerbaren Energien verzichtet würde, wäre demnach der stattdessen erforderliche Ausbau fossiler Erzeugungskapazitäten mit erheblichem finanziellem Aufwand verbunden.
Die Studie „Die Entwicklung der EEG-Kosten bis 2035“ sowie das Excel-Programm „EEG-Rechner“ stehen ab 7. Mai unter www.agora-energiewende.de zum kostenfreien Download zur Verfügung. Der EEG-Rechner wird in Kürze zusätzlich als Online-Tool angeboten, das direkt im Internetbrowser genutzt werden kann.
Autorin: Angelika Nikionok-Ehrlich (Energie&Managament) | Bild: @nt – Fotolia