Originalbericht von Autor: Ralf Köpke
Rastatt, 18.08.2015
Die RWE Deutschland AG hat im nordmünsterländischen Ibbenbüren ihre zweite Power-to-Gas-Anlage in Betrieb genommen. Nutzungsgrad von fast 90% aufgrund intelligenter Abwärmenutzung.
„Mit einem Nutzungsgrad von 86 Prozent verfügen wir über die effizienteste Power-to-Gas-Anlage bundesweit“, betonte Vorstandschef Arndt Neuhaus am 17. August bei der Einweihung. Der Superlativ bedarf allerdings einer leichten Relativierung: zwischen deutsch-dänischer Grenze und dem Alpenvorland laufen bislang weniger als zehn Power-to-Gas-Anlagen. Das Geheimnis der 86 %: RWE nutzt die Abwärme des Elektrolyseurs für eine unmittelbar angrenzende Gasdruckregelstation: „Allein durch die Abwärmenutzung konnten wir den Nutzungsgrad um 15 Punkte erhöhen“, betonte Technikvorstand Joachim Schneider, der allzu gerne die 90-%-Marke überschreiten will. Das soll durch eine noch bessere Abwärmenutzung sowie eine bessere Fahrweise möglich werden.
In den kommenden zwei Jahren will RWE die rund 2 Mio. Euro teure Demonstrationsanlage, bei der allein die Hälfte der Kosten auf den Elektrolyseur mit Proton Exchange Membrane-Technologie entfiel, technisch und wirtschaftlich optimieren. „Ich kann mich schon einige weitere Einsatzorte für diese Art von Speicher vorstellen“, betonte Michael Gaul, Abteilungsleiter Zukunftsfähige Versorgungskonzepte bei RWE Deutschland.
Innovativer Stromspeicher mit großer Leistung
Herzstück der neuen Power-to-Gas-Anlage in Ibbenbüren ist der Elektrolyseur mit einer Leistung von 150 kW in Größe eines Schiffscontainers, den das britische unternehmen ITM Power gebaut hat. „Wir haben den Elektrolyseur im vergangenen Dezember bestellt und sind wirklich zufrieden mit dem gesamten Projektverlauf“, sagte Gaul. Den Strom, aus dem in der Power-to-Gas-Anlage 30 m3 Wasserstoff pro Stunde gewonnen wird, liefert ein Windpark in der Nähe. Den Wasserstoff-Anteil im Erdgasstrom kann das RWE mit einem erstmals eichrechtlich zugelassenen Prozessgaschromatograph kontrollieren. „Das ist eine weitere Neuheit bei unserem Projekt“, betonte Gaul, „die Quote des beigemischten Wasserstoff im Erdgasnetz liegt bei rund einem Prozent.“ Für die Rückverstromung des umgewandelten Windstroms nutzt RWE Deutschland ein Blockheizkraftwerk in der Innenstadt von Ibbenbüren, das auf eine elektrische Leistung von 600 kW ausgelegt ist.
Angetan von der neuen RWE-Demonstrationsanlage in Ibbenbüren zeigte sich Garrelt Duin. Nordrhein-Westfalens Wirtschafts- und Energieminister, der an der Seite von RWE zu den wichtigsten Protagonisten gezählt hatte, die vom Bundeswirtschaftsministerium geplante Klima-Abgabe für alte Kohlekraftwerke zu kippen, hatte es sich nicht nehmen lassen, eigens nach Ibbenbüren zu kommen: „Das Verfahren hat für mich das Potenzial, eine zentrale Rolle für die Energiewende einzunehmen.“ Duin nutzte seine Rede in unmittelbarer Nachbarschaft zum Steinkohlekraftwerk Ibbenbüren, um die Notwendigkeit konventioneller Kraftwerke für die heimische Versorgungssicherheit „in den nächsten Jahrzehnten“ zu betonten: „Wir sollten nicht zu tun, als ob wir die Energiewende bis 2020 schaffen müssten. Wir haben einen ambitionierten Zeitplan, der das Jahr 2050 vorsieht und deshalb noch genügend Raum für den weiteren Betrieb fossiler Kraftwerke lässt.“
Autor: Ralf Köpke (Energie&Management) | Bild: VRD – Fotolia
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