Tognum stellt Produktion der Brennstoffzelle Hot-Module ein

Der Anlagenbauer Tognum (Friedrichshafen) gibt seine Brennstoffzellen-Aktivitäten auf. Dies bedeutet für den Hoffnungsträger der Brennstoffzellen-Szene, dem Hot-Module, das Ende.

Das Unternehmen Tognum teilte am 29. Dezember 2010 mit, dass sich nach Vorlage der neuesten Absatzprognosen und einer sorgfältigen Abwägung von Chancen und Risiken das Unternehmen gegen ein weiteres Engagement im Bereich Brennstoffzellen entschieden hat. Den endgültigen Ausschlag dafür gab am Tag davor das Scheitern der Verhandlungen mit einem potenziellen Kooperationspartner für die Serienfertigung des Hot-Modules. Dabei soll es sich um ein koreanisches Unternehmen gehandelt haben. Der Schlussstrich unter die Brennstoffzellen-Aktivitäten kostet Tognum etwa 60 Mio. Euro.

Der Vorstand sei zu dem Ergebnis gekommen, dass sich das Geschäft mit Brennstoffzellen zur stationären Energieerzeugung „mittelfristig unter den zurzeit weltweit erkennbaren Markt- und Förderbedingungen nicht kommerziell gestalten lässt“, erklärte eine Sprecherin. „Wir sehen mittelfristig keine Märkte für die Brennstoffzelle.“ Das hänge auch damit zusammen, dass „die Optimierung des Energieverbrauchs derzeit stärker im Fokus der politischen Aktivitäten steht“ als die effiziente Energieerzeugung in Kraft-Wärme-Kopplung, ergänzte sie. Die aus der alten MTU hervorgegangene Tognum-Brennstoffzellensparte hatte bis zuletzt mit wenig Erfolg versucht, das seit etwa fünf Jahren technisch gesehen serienreife Hot-Module zu vermarkten. Die KWK-Anlage (245 kW elektrisch, 180 kW thermisch) zeichnet sich durch hohe elektrische Wirkungsgrade sowie eine insgesamt hohe Effizienz aus und galt deshalb lange Jahre als die zukunftsträchtige Energieerzeugungstechnik. Sie kann mit Bio-, Klär- oder Erdgas betrieben werden.

Erst 2008 wurde das Hot-Module neu designt und um eine leistungsstärkere Version (345 kW elektrisch, 245 kW thermisch) ergänzt. Doch die erhofften Vertriebserfolge blieben weiter aus. Die Brennstoffzelle ist wegen der nach wie vor sehr hohen Kosten nicht konkurrenzfähig und viel zu teuer. Eine der letzten ausgelieferten Anlagen ging 2009 in einer Brauerei im bayerischen Erding in Betrieb. Insgesamt sind derzeit noch zehn Hot-Modules vor allem in Krankenhäusern und Rechenzentren im Einsatz. Die letzten sollen 2013 auslaufen. Service und Wartung der Anlagen seien weiter gewährleistet, so die Unternehmenssprecherin.

Die Tognum-Brennstoffzellenproduktion in Ottobrunn bei München wird im Jahre 2011 abgewickelt. Das Unternehmen hatte dort bereits eine Fertigungsstraße für etwa 50 Anlagen pro Jahr aufgebaut. Die etwa 95 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs. Tognum will ihnen aber so weit wie möglich andere Arbeitsplätze anbieten. Betriebsbedingte Kündigungen seien aber nicht auszuschließen, so die Unternehmenssprecherin.

Einen Rückschlag bedeutet der Tognum-Ausstieg für das Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff und Brennstoffzelle (NIP), das eine Förderung mehrerer Projekte mit Hot-Modules – unter anderem in Barth in Mecklenburg-Vorpommern – vorsah. Die von MTU mit erheblicher öffentlicher Förderung entwickelte MCFC-Brennstoffzellentechnik steht damit endgültig vor dem Aus. Die Fördermillionen, die unter anderem aus dem Zukunfts-Investitions-Programm (ZIP) des Bundes kamen, sind auf jeden Fall verloren.

Große Teile des Berichtes stammen von www.powernews.org
Bildquelle: MTU CFC Solutions

 

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