Herrsching | 18. Mai 2017 |

Kritik an geplantem Förderstopp für fossile Heizungen

Das vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) vorgesehene Auslaufen der Förderung für fossile Heizungen in 2019 stößt bei BDEW und Dena auf Ablehnung.

Kaum hatte das BMWi seine Förderstrategie „Energieeffizienz und Wärme aus erneuerbaren Energien“ veröffentlicht, gab es erste Reaktionen auf die Pläne. Zwar wird eine klarere Struktur der Förderung begrüßt. Doch das Vorhaben, mit Öl oder Gas betriebene neue Heizkessel nicht mehr zu fördern, löst Widerspruch aus.

„Es ist der falsche Ansatz, bestimmte Heiztechnologien sukzessive aus dem Markt zu drängen“, sagt Stefan Kapferer, Vorsitzender der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Gerade die Gasbrennwert-Technik sei eine vergleichsweise kostengünstige Möglichkeit, schnell CO2 im Heizungskeller einzusparen. Zudem ließen sich moderne Gas-Heiztechnologien auch mit grünem Gas wie etwa Biogas oder Windgas betreiben. Mit dem Förderstopp würde „eine Politik am Kundenwunsch vorbei“ betrieben, denn Erdgas sei „das Heizsystem Nummer eins der Deutschen“. Kapferer verweist darauf, dass sich im Neubau die Verbraucher weiterhin mit deutlicher Mehrheit für erdgasbasierte Heizsysteme entscheiden.

Bei dieser Gelegenheit kritisiert der BDEW-Chef es zudem als „inkonsistent“, dass Biogas im Energierecht (Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz) nicht gleichberechtigt als Erneuerbare Energie anerkannt wird. „Es ließen sich bis 2020 jedes Jahr bis zu 45 Millionen Tonnen CO2 einsparen, wenn zehn Millionen veraltete Heizkessel durch moderne Erdgastechnik ausgetauscht und dabei zehn Prozent Bio-Erdgas verwendet würde."

 

Dena für längere Übergangsfrist

Auch die Deutsche Energieagentur (Dena) hält es für „kontraproduktiv“, die Föderung für neue und CO2-sparenden Brennwertheizungen ohne gleichzeitige Installation erneuerbarer Energien innerhalb von nur zwei Jahren auslaufen zu lassen. „Der Schritt hin zu einer Heizung mit erneuerbaren Energien ist kostspieliger. Daher ist es auch richtig, ambitioniertere Standards höher zu fördern“, sagt Dena-Geschäftsführer Andreas Kuhlmann. „Aber ein effizientes fossiles Brennwertgerät ist immer noch deutlich besser als die vielen veralteten Standardkessel.“

Ähnlich sieht das Adrian Willig, Geschäftsführer des Instituts für Wärme und Oeltechnik (IWO): „Statt die Anreize zur Effizienzverbesserung in den Heizungskellern zu erhöhen, plant man deren Streichung. Das ist nicht nachvollziehbar und wird die ohnehin noch zu niedrige Modernisierungsrate weiter drosseln.“ Dabei sei die derzeitige Bezuschussung der Brennwerttechnik besonders wirksam: 1 000 Euro Fördermittel lösten eine Investition von rund 10 000 Euro und bis zu 30 Prozent Energie- und Treibhausgaseinsparung aus. „Diese Förderung nun mit einem Ablaufdatum zu versehen, ist viel zu früh, denn das Potenzial für Effizienzsteigerungen im Gebäudebereich ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft“, so Willig.

„Wenn diese Förderstrategie umgesetzt wird, wird die energetische Modernisierung massiv ausgebremst“, warnt auch Timm Kehler, Vorstand der Gasbranchenvertretung Zukunft Erdgas. „Eine deutliche Belastung des Klimas wäre die Folge“. Die mit Abstand wichtigste Maßnahme für mehr Klimaschutz in Gebäuden sei der Einbau hochmoderner Gas-Brennwertheizungen, wo sie veraltete Technik oder andere, klimaschädlichere Energieträger ersetzen. Das stehe so auch im Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung. „Es wäre ein fataler Fehler der Bundesregierung, diese äußerst wirksame Maßnahme zu beenden“, so Kehler. Der Ersatz einer veralteten Heizung durch eine moderne Gas-Brennwertheizung sei weiter der einfachste und günstigste Weg, das Klima zu entlasten.

Dena-Chef Kuhlmann hielte es für besser, die Förderung über einen längeren Zeitraum mit einer klaren Perspektive und eindeutig beschriebenen Schritten auslaufen zu lassen. „Meine Sorge ist, dass sonst Momentum verloren geht.“

Die strukturelle Neuaufstellung durch die Förderstrategie lobt er hingegen als „richtigen Ansatz“. Allerdings müssten Beratung und Förderung eng verzahnt werden. Die Dena hält es für richtig, dass nach den Plänen des BMWi im Wärmemarkt das CO2-Gebäudesanierungsprogramms und das Marktanreizprogramms für erneuerbare Energien zusammengelegt werden sollen. Auch das Vorhaben, die verschiedenen Beratungsangebote modular aufeinander aufzubauen und mit dem „One Stop Shop“ ein zentrales Beratungsangebot aufzubauen. Denn einige Förderangebote würden heute noch gar nicht vollständig abgerufen. „Die Konzeption einer schlüssigen Strategie braucht darüber hinaus eine enge Verzahnung mit den vielfältigen Stakeholdern, die in diesem Bereich unterwegs sind“, betont Kuhlmann. In der weiteren Entwicklung der Förderstrategie müsse auch der Bereich Mobilität berücksichtigt werden, fordert er.

Pressemitteilung "Bundeswirtschaftsministerium legt neue Förderstrategie "Energieeffizienz und Wärme aus erneuerbaren Energien" vor" des BMWi vom 11.05.2017
Pressemitteilung "Bundeswirtschaftsministerium legt neue Förderstrategie "Energieeffizienz und Wärme aus erneuerbaren Energien" vor" des BMWi vom 11.05.2017

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