Herrsching | 3. Oktober 2017 |

Einspeisevergütung würde laut DIW geringere Förderkosten bei Erneuerbare-Energien verursachen

Mit Einspeisevergütung können laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) die Stromkosten niedriger ausfallen als mit anderen Förderinstrumenten.

In den Koalitionsverhandlungen und in der EU müsse für die Weiterentwicklung der Erneuerbaren-Förderung den Veränderungen Rechnung getragen werden, die zu einer Verschiebung der Risiken bei den Investitionen in Erneuerbare geführt hätten, fordern die DIW-Ökonomen. Diese Verlagerung der Risiken beruht auf dem Übergang zu Auktionierungen bei gleichzeitiger Unsicherheit über den künftigen Strompreis wie auch auf dem massiven Kostenverfall bei Windkraft und Photovoltaik.

Angesichts dieser Situation sowie der Tatsache, dass der Erneuerbaren-Ausbau für die Erreichung der Klimaschutzziele im Pariser Klimabkommen eine wesentliche Rolle spielt, komme es darauf an, das am besten geeignete Fördersystem zu identifizieren.

Die Studienautoren erläutern die Verschiebung der Risiken an einem Beispiel: So deckte die Förderung durch die Einspeisevergütung nach dem EEG im Jahr 2007 nach ihren Angaben noch 90 % der Kosten für eine MWh Solarstrom ab. Dieser Anteil sei inzwischen auf die Hälfte gesunken.

„Früher ergaben sich für Projektentwickler aus einer eventuellen nachträglichen Änderung der Förderhöhen die größten Risiken für die Finanzierung. Jetzt wird die Unsicherheit über die zukünftigen Strompreise immer wichtiger, nicht nur für Produzenten sondern auch für Endkunden und Endkundinnen“, so Karsten Neuhoff, Leiter der Abteilung Klimapolitik am DIW Berlin und Mitautor der Studie. Daher sollten Förderinstrumente eine Absicherung beider Seiten ermöglichen.

Hauptaufgabe ist die Absicherung von Preisrisiken

„Die Hauptaufgabe der staatlichen Förderung ist es immer weniger, die Kosten neuer und teurer Technologien abzudecken, sondern zunehmend die Absicherung von Preisrisiken zu ermöglichen, um die Finanzierungskosten von Investitionen gering zu halten“, so die DIW-Experten. So könnten Investitionen angeregt werden, die für das Erreichen der Klimaziele notwendig sind und gleichzeitig die Kosten der Energiewende vor allem für die Endkunden − Haushalte und Industriekunden – niedrig gehalten werden.

Wie sich verschiedene Förderregime auf die Finanzierungskosten von Investitionen in erneuerbare Energien auswirken, wurde anhand empirischer Daten für die zur Verfügung stehenden Förderinstrumente Einspeisevergütungen, gleitende oder fixe Marktprämien und Handel mit grünen Zertifikaten untersucht. Einbezogen wurde auch der Verzicht auf Förderung, indem auf höhere CO2-Preise gesetzt wird. In Deutschland wird derzeit eine Kombination aus fixer Einspeisevergütung für kleine Anlagen und gleitender Marktprämie für große Anlagen praktiziert.

Windstrom durch Grüne Zertifikate 30 % teurer

Im Ergebnis führen Systeme mit grünen Zertifikaten, wie sie etwa in Großbritannien, Schweden und Polen praktiziert werden, wie auch Systeme mit fixen Marktprämien oder ganz ohne Förderung zu höheren Kosten für Projektentwickler.

Das liegt vor allem daran, dass bei diesen Systemen zur Absicherung gegen das Marktpreisrisiko Langzeitverträge eingesetzt werden, bei denen Energieversorger den Projektentwicklern einen Preis für den produzierten Strom garantieren, um deren Risiko zu verringern. Damit, so die DIW-Ökonomen laste das Risiko auf den Energieversorgungsunternehmen. Denn sie können ihrerseits keine solchen Langzeitverträge mit ihren Endkunden eingehen. Konsequenz des höheren Risikos für die EVU: Ihr Refinanzierungskosten auf dem Kapitalmarkt erhöhen sich. Diese Mehrkosten werden eingepreist und so an die Endkunden weitergegeben.

„Für Strom aus Windkraftanlagen würde die Kostensteigerung durch grüne Zertifikate insgesamt ungefähr 30 Prozent ausmachen − einerseits auf Seite der Projektentwickler für gestiegene Finanzierungskosten und andererseits auf Seite der Energieversorgungsunternehmen, die das Preisrisiko übernehmen und dafür Kosten tragen“, sagt Nils May, Co-Autor der Studie.

Absicherung durch Einspeisevergütung verringert Finanzierungskosten

Demgegenüber hätten Projektentwickler unter einer fixen Einspeisevergütung implizite Langzeitgarantien durch den Regulierer und dadurch eine Absicherung ihrer Erlöse. „Das gilt größtenteils auch für die gleitende Marktprämie, wie sie derzeit gilt“, so der DIW-Ökonom. Denn dadurch hätten die Projektentwickler Zugang zu zinsgünstigem Kapital und könnten sehr günstig in erneuerbare Energien­anlagen investieren. Grüne Zertifikate führten hingegen laut der Untersuchung zu Aufschlägen von etwa 1,1 bis 1,7 Prozentpunkten auf die Finanzierungskosten von Projekten.

Mit Blick auf die aktuelle Diskussion über die Weiterentwicklung des Regulierungsrahmens für erneuerbare Energien in Deutschland als auch auf EU-Ebene betonen die DIW-Experten, die Förderinstrumente müssten zum einen die Finanzierungskosten und somit die Gesamtkosten der Energiewende minimieren. Zum anderen müssten Verbraucher und Industriekunden, soweit es geht, abgesichert werden gegen Preisanstiege, die sich in den kommenden Jahren auf den globalen Energiemärkte ergeben könnten.

„Vor dem Hintergrund bevorstehender Koalitionsverhandlungen sollten sich EntscheidungsträgerInnen bewusst werden, dass eine Umstellung hin zu grünen Zertifikaten oder einer fixen Marktprämie, oder sogar zu einer Abschaffung jedweder Förderung, erhebliche zusätzliche Kosten für die Endkunden verursachen würde“, betont May.

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