Herrsching | 8. Januar 2018 |

Höchststand für Erneuerbare und Rekord bei Negativpreisen im Jahre 2017

Die Erzeugung aus erneuerbaren Energiequellen wuchs 2017 so stark an wie nie zuvor. Zugleich gab es noch nie mehr Stunden mit negativen Strompreisen, besagt eine Agora-Studie.

Die Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen legte in Deutschland 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 3,8 % (28,7 Mrd. kWh) zu − ein Wert, der den bislang stärksten Zuwachs markiert. Damit deckten die regenerativen Energien einen Anteil von 36,1 % des Verbrauchs ab. Das besagen Angaben für das Jahr 2017 in der nun veröffentlichten Studie „Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2017“ der Denkfabrik Agora Energiewende.

Für den starken Anstieg der Erneuerbaren an der Stromproduktion sei maßgeblich die Windkraft verantwortlich − eine direkte Folge des weiteren Zubaus in Kombination mit einem windreichen Jahresverlauf. Wind lag den Schätzungen von Agora zufolge 2017 zudem in der Erzeugung prozentual gesehen erstmals vor der Steinkohle und der Kernkraft. Beide Erzeugungsarten fielen zugleich auf das niedrigste Niveau seit dem Jahr 1990 zurück. Steinkohle beispielsweise deckte 11 % des Primärenergiebedarfs. Insgesamt hatten erneuerbare Energien einen Anteil von 33,1 % (2016: 29,0 %) in der Stromerzeugung, erklärt Agora Energiewende.

Auch Verbrauch gestiegen

2017 sei der Energieverbrauch weiter angestiegen, erklärt Agora. Sowohl Primärenergie- als auch der Stromverbrauch seien jeweils um 0,8 % gestiegen. Die Denkfabrik schließt daraus, dass die Fortschritte bei der Energieeffizienz zu gering sind, um die "gegenläufigen Trends aus Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum auszugleichen oder sogar zu überkompensieren". Die 2020er Effizenzziele der Bundesregierung (-20 % Primärenergie- und -10 % Stromverbrauch im Vergleich zu 2008) lassen sich daher nach Ansicht von Agora nur schwer erreichen.

Dass die Strompreise in Deutschland dieses Jahr voraussichtlich um durchschnittlich 1,4 % auf erstmals mehr als 30 Cent pro kWh weiter steigen, sei inzwischen weniger den erneuerbaren Energien anzurechnen als in den zurückliegenden Jahren. Geringere Subventionen und die derzeitigen Ausschreibungsregeln für neue Erneuerbaren-Anlagen führten schließlich zu niedrigeren Kosten.

Vielmehr seien die Börsenpreise − insbesondere die für Erdgas, Kohle oder Erdöl − für den Anstieg verantwortlich. Der "Scheitelpunkt" der Preissteigerungen werde vermutlich zwischen 2020 und 2022 erreicht, so dass ab dann die "Erntejahre der Energiewende" begännen, sagte Agora-Chef Patrick Graichen der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Emissionsziel wird wohl verfehlt

Trotz des Zuwachses an regenerativen Energien stagnierten die Treibhausgasemissionen 2017 das dritte Jahr in Folge, schreibt Agora. Zwar sanken die Ausstöße aus der Steinkohleverstromung 2017 leicht ab, im Gegenzug zogen sie in den Sektoren Verkehr, Gebäude und Industrie jedoch an. Die Verstromung von Braunkohle habe sich auf konstant hohem Niveau gehalten.

Aktuell sehe es danach aus, dass die Emissionen des Landes im Vergleich zum Jahr 1990 um 30 % statt der geplanten 40 % bis 2020 zurückgingen. Agora merkt zudem an, dass das Erneuerbaren-Ziel für das Jahr 2020 für den Gesamtenergieverbrauch nur dann zu erreichen sei, wenn der Zubau neuer Anlagen in den kommenden Jahren weiterhin hoch bleibe.

Gestiegen seien die Stromverkäufe ins Ausland. Mehr als 60 Mrd. kWh seien im vergangenen Jahr exportiert worden, gibt die Studie an. Auf diesem Wege seien Erlöse in Höhe von rund 1,4 Mrd. Euro eingefahren worden. Negative Strompreise, von denen es 2017 mit 146 Stunden die bisher höchste Anzahl gab, fallen laut Agora im Vergleich dazu kaum ins Gewicht. Teilweise hätten die negativen Stundenpreise jedoch bei mehr als 100 Euro je MWh gelegen. Die Ausfuhrzahlen stiegen den Angaben nach insgesamt um 10,4 %, der Import um 15,9 %.

Studie "Die   Energiewende im Stromsektor: 
Stand der Dinge 2017"
Studie "Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2017"

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