Plädoyer fürs Gas vom Acker aus der EU und Deutschland
In der EU und Deutschland gebe es noch beachtliche Potenziale für Biogas zu heben, um die Klimaschutzziele zu erfüllen. So die Meinung von Akteuren auf der Gaskonferenz in Berlin.
Gas müsse das zweite Standbein für eine bezahlbare, sichere und klimafreundliche Energieversorgung sein, sagte Prof. Klaus-Dieter Borchardt, stellvertretender Generaldirektor Energie der EU-Kommission. In seinem Diskussionsbeitrag auf der Handelsblatt-Gaskonferenz in Berlin nannte er die Frage, wie der Klimaschutz hier Einzug halten kann, für entscheidend. „Wasserstoff allein ist nicht die ‚Silberkugel‘, die uns rettet", sagte er. Auch Biogas müsse mehr beitragen.
Er rechne allerdings nicht mit einem politischen Enddatum für die Nutzung von Erdgas. Es müsse allmählich aus wirtschaftlichen Gründen auslaufen in dem Maße, wie alternative klimafreundliche Gase zur Verfügung stehen, die ohne CO2-Abgabe wirtschaftlicher werden. „Zur kompletten Ablösung von Erdgas fehlt uns in absehbarer Zeit die Alternative“, sagte Borchardt. Erdgas könne durch Abscheidung und Nutzung oder Einlagerung des CO2 (CCUS) klimafreundlicher werden oder durch Pyrolyse.
Die EU begleite den Prozess mit verschiedenen Maßnahmen: Es werde ein Markt für Wasserstoff und Biogase vorbereitet, die Technologien würden gefördert, damit sie kostengünstiger werden. „Dazu gehört auch ein Zertifizierungssystem, um klimafreundlichen Gasen sicher ihren Mehrwerten zuordnen zu können", umriss Borchardt.
Für die Wasserstoffinfrastruktur gelte es zuerst, grauen Wasserstoff allmählich durch blauen zu ersetzen. In erster Linie seien die vorhandenen Leitungen und Speicher zu nutzen, für den späteren Leitungsbau könne er sich eine Konzessionsvergabe vorstellen. „Erst langfristig müssen wir ermöglichen, Wasserstoff auch von Spanien nach Deutschland zu transportieren“, meinte Borchardt.
Biogas als Klimaschützer und Arbeitgeber
Hans-Joachim Polk, Technikvorstand der Verbundnetz Gas (VNG), hielt ein Plädoyer für das klimafreundliche Biogas. VNG betreibe 35 Biogasanlagen und kaufe auch weitere zu. „Wir pflegen einen intensiven Kontakt in den ländlichen Raum“, erläuterte Polk. Sein Unternehmen sei regionaler Abnehmer der Rohstoffe, erhalte Arbeitsplätze und liefere Energie in die Region. Insgesamt gebe es 9.200 Biogasanlagen in Deutschland mit einer installierten Gesamtleistung von 5.000 MW. Dies liefere klimaneutral soviel Strom wie fünf Kohlekraftwerksblöcke.
Weitere zehn Biogasanlagen erzeugten zudem Biomethan mit 10 Mio. MWh/a, was 1 % des deutschen Erdgaseinsatzes ersetze. Im Gebäudeenergiegesetz (GEG) wurde Biogas erstmals als CO2-frei eingeordnet, sei aber nur für den Neubau erlaubt, um Klimaschutzziele zu erreichen. „Das ist unlogisch“, kritisierte Polk. Biogaserzeugung stehe nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion, sondern nutze Reststoffe und Erträge von sonst brachliegenden Flächen. „Sie erzeugen 33 Millionen MWh Strom jährlich, das sind 6 % des deutschen Bruttostromverbrauchs", sagte Polk.
Biogas könnte mehr beitragen
Biogas könne viel mehr erzeugen, als im EEG jetzt als Ausbaupfad anvisiert sei. Zudem sei der Weg dahin unklar. Zwar seien 8.400 MW Biogas-Leistung bis 2030 vorgesehen. „Aber die Ausbaumengen allein genügen nicht, auch die Vergütung muss so ausgestaltet werden, dass sich der Bau lohnt“, erinnerte Polk. Wegen der ungünstigen Bedingungen würden zudem viele Anlagen nach Auslaufen ihrer EEG-Förderung stillgelegt werden.
Es gelte jetzt, die Bedingungen zu verbessern, um solche Verluste zu vermeiden. „Dafür muss der angekündigte Stakeholderprozess zum Biogas mit der Politik noch in diesem Jahr beginnen", appellierte Polk. Er begrüßte, dass in der EEG-Novelle der Deckel für die Flexibilisierungsausschreibungen angehoben wurde, mit denen Biogasanlagen steuerbar umgebaut werden
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