Wie gelingt die Wärmewende in Europa?
Die Wärmewende kommt in Europa nicht in Fahrt – und das, obwohl mehr als ein Viertel des europäischen Energiebedarfs für Gebäudewärme genutzt wird. Warum ist das so und wie kann dies verändert werden? Mit dieser Frage hat sich das Ökoinstitut auseinandergesetzt.
Die Dekarbonisierung des Wärmesektors ist von zentraler Bedeutung, um die Klimaziele der EU zu erreichen. In einer am 25. Oktober präsentierten Studie zeigt das Öko-Institut, dass der Übergang weg von fossilen Heizkesseln zu langsam geht. Die Wissenschaftler nennen aber konkrete politische Maßnahmen, um den Wärmesektor auf EU- und nationaler Ebene schneller vollständig zu dekarbonisieren. Hierzu müssten auch das EU-Klimapaket „Fit for 55“ angepasst und die Heizungsbranche einbezogen werden.
In einem Webinar diskutierten dazu führende europäische und nationale Entscheidungsträger sowie Industrie- und Politikexperten die besten Wege, um die bestehenden Hindernisse für die Dekarbonisierung zu beseitigen. Politische Lösungen sollten den Ausstieg aus fossilen Heizsystemen in Europa beschleunigen und gleichzeitig eine faire Energiewende sicherstellen, appellierte die österreichische Klimaministerin Lenore Gewessler (Grüne).
Schneller Abschied vom fossilen Kessel
Sibylle Braungardt, Senior Researcher am Öko-Institut, erläuterte, dass in der Europäischen Union mehr als ein Viertel der verbrauchten Energie zum Heizen von Gebäuden verwendet wird. Noch werde der Großteil dieser Energie aus fossilen Brennstoffen gewonnen, nur etwa 22 % stammten aus erneuerbaren Energien. „Wenn die EU bis 2050 klimaneutral werden soll, müssen wir so schnell wie möglich auf die Beheizung von Gebäuden mit Energie aus erneuerbaren Quellen wie Solarthermie oder Wärmepumpe umstellen“, appellierte Braungardt. Parallel müsse schrittweise aus klimaschädlichen Öl-, Kohle- und Gasheizungen ausgestiegen werden.
Eine aktuelle Studie des Öko-Instituts und von Prof. Stefan Klinski für die European Climate Foundation zeigt Wege dazu auf. Etliche EU-Mitgliedstaaten hätten bereits Regelungen zum Ausstieg aus fossilen Heizkesseln eingeführt haben oder planten. Diese Regelungen gingen zum Teil deutlich über die deutsche Gesetzgebung hinaus, die lediglich den Einbau von Öl- und Kohlekesseln ab 2026 verbietet – und viele Ausnahmen zulässt.
Einzelne EU-Länder mit Ausstiegsplänen
Dänemark beispielsweise habe schon 2013 den Einbau von Öl- und Gaskesseln in Neubauten verboten. Auch in Österreich ist der Einbau von fossil befeuerten Kesseln in Neubauten verboten. Slowenien plant, den Einbau von Öl- und Kohlekesseln ab 2023 zu verbieten. Irland plant, ab 2022 Ölkessel in Neubauten und ab 2025 Gaskessel zu verbieten. In den Niederlanden ist der Anschluss von Neubauten an das Gasnetz schon verboten.
Die Forscher empfehlen, die nationalen Regelungen auf verschiedene Weise zu verschärfen. Um das EU-Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2050 zu erreichen, müsse die Erneuerbare-Energien-Richtlinie 14 verschärft werden, die die jährliche Steigerung des Anteils von erneuerbare Energien im Wärmebereich um 1,1 Prozentpunkte vorgibt. Außerdem würden aktuell Effizienzanforderungen für Heizgeräte für jede Technologie separat festgelegt. Es müsse aber darum gehen, ineffiziente Geräte technologieübergreifend vom Markt zu entfernen, fordern die Studienautoren.
EU-Regeln einheitlich gestalten
Einheitliche Regeln zum Auslaufen von Kesseln mit allen fossilen Brennstoffen sollten so schnell wie möglich eingeführt werden und sowohl für Bestands- als auch für Neubauten gelten. Perspektivisch müssten auch Hybridsysteme verboten werden, um eine langfristige Abhängigkeit von teilfossilen Systemen zu vermeiden. Auch Biokraftstoffe, synthetische Kraftstoffe und Wasserstoff sollten idealerweise vermieden werden, da deren zukünftige Verfügbarkeit ungewiss sei, raten die Studienautoren. Stattdessen sollten Systemlösungen auf Basis erneuerbarer Fernwärme gefördert werden.
Im juristischen Teil zeigt die Studie, dass das EU-Recht nationalen Regelungen zum Ausstieg aus fossilen Heizsystemen nicht entgegensteht. Das EU-Recht selbst könnte systematische Impulse für eine Ausstiegsstrategie geben. Mit strengen Grenzwerten zur CO2-Effizienz könnten fossile Brennstoffe indirekt unmöglich werden. Die Energy Performance of Buildings Directive (EPBD) könnte den Umfang festlegen, in dem bis 2025 Gebäude in definiertem Umfang mit erneuerbaren Energien beheizt werden müssen. Auch Normen für Neubauten könnten verlangen, dass diese vollständig mit kohlenstofffreien Systemen beheizt werden.
Darüber hinaus sollten Regionen und Kommunen bei der Erstellung strategischer Wärmepläne unterstützt werden, rät die Studie. „Alle Richtlinien werden derzeit auf EU-Ebene überarbeitet“, sagte Braungardt. „Dies bietet eine gute Gelegenheit, den Gebäudebestand und Neubauten EU-weit klimafreundlicher zu gestalten.“ Der Ausstieg aus fossilen Heizsystemen könne einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele im Gebäudebereich leisten, mahnte sie abschließend.
Die Studie des Ökoinstituts zum „Ausstieg aus fossilen Heizungen“ steht in englischer Sprache als PDF zum Download bereit.
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