Unruhiger Markt senkt Investitionsbereitschaft
Bei neuen KWK-Projekten ist der Markt äußerst zurückhaltend. Die Gründe sind vielfältig, zeigt ein Marktüberblick, der auf dem KWK-Jahreskongress vorgestellt wurde.
"Wir erleben eine starke Unruhe auf dem KWK-Markt“, sagte Markus Gailfuß am 8. November auf dem KWK-Jahreskongress in Würzburg. Der KWK-Experte und Geschäftsführer von BHKW-Consult, dem Veranstalter des Kongresses, gab als Einstieg in den Jahreskongress in Würzburg einen Überblick über die derzeitige Situation auf dem KWK- und BHKW-Markt.
Insbesondere der Ukrainekrieg und die daraufhin massiv gestiegenen Gaspreise, die Zerstörungen an den Nord-Stream-Pipelines sowie die unzähligen Debatten und Änderungen an Gesetzen und Vorgaben in den vergangenen Monaten hätten Marktteilnehmer wie Betreiber von KWK-Anlagen, etwa Unternehmen oder Stadtwerke, stark verunsichert. Das zeige sich in einer sehr verhaltenen Investitionsbereitschaft. „Auch, weil derzeit keiner so recht weiß, wie es mit dem Erdgas weitergeht“, sagte Gailfuß. Die Gaspreise tendierten zwar derzeit wieder nach unten, das könne sich aber auch wieder ändern.
Für die KWK-Branche sei dies derzeit eine insgesamt schwierige Situation. Es laufen mehr als 50 Prozent der KWK-Anlagen bundesweit mit Erdgas, rund 25 Prozent mit Biogas und der Rest mit Kohle oder Öl. Die KWK-Branche arbeite bereits seit Längerem daran, den Anteil an erneuerbaren Gasen zu erhöhen. Dazu müssten die Biogase aber mehr genutzt werden, und ein schneller Hochlauf für grünen Wasserstoff sei dazu außerdem erforderlich. Beim Thema Wasserstoff-Nutzung sei jedoch auch die Politik gefordert, die nötige Infrastruktur dafür zu schaffen. Seitens der KWK-Hersteller würden sich sämtliche Hersteller mit der H2-Nutzung beschäftigen, so Gailfuß in seinem Vortrag. Die technischen Entwicklungen seien hier enorm. Damit die KWK zu einer künftigen klimaneutralen Versorgung beitragen kann, muss die Technologie zudem zwingend flexibel und erneuerbar werden.
Starke Zurückhaltung am KWK-Markt
Diese Zurückhaltung bei Investitionen in neue KWK-Systeme sei gerade für die ambitionierten Klimaschutzziele der Bundesregierung kontraproduktiv, da nach wie vor gerade der Wärmemarkt stark von fossilen Energieträgern abhängig ist, so Gailfuß. Nach wie vor dominierten nach aktuellen Zahlen Erdgas- und Öl-Brennwertgeräte den Heizungs-Markt. In den vergangenen zwei Jahren seien sogar tendenziell mehr Brennwertgeräte eingebaut worden.
Allerdings steige auch die Zahl an Wärmepumpen. Jedoch liege der Anteil an fossilen Energieträgern im Heizungskeller bundesweit immer noch bei über 75 %. Bei den regenerativ betriebenen Systemen dominiert die Wärmepumpe. Der Anteil der Wärmepumpen steigt seit einigen Jahren kontinuierlich von rund elf Prozent im Jahr 2018 auf nun rund 16 Prozent. Neben der Wärmepumpen kommen Biomasse-Kessel zum Einsatz. Hier stieg der Anteil von rund drei auf derzeit acht Prozent.
Auch beim Zubau von KWK-Anlagen, Speichern sowie Wärme- und Kältenetzen zeige sich der Markt eher verhalten. Es würden weniger Netze und Speicher genehmigt und somit gebaut. Auch das diesjährige BHWK-Ranking von E&M und dem Öko-Institut zeigt ein ähnliches Bild. Im Jahr 2018 erreichten demnach die Verkäufe mit 3.300 MW elektrischer Leistung an BHWK-Anlagen ihren Höhepunkt. Seitdem ist in jedem Jahr der Absatz weiter gefallen und lag 2021 nur noch bei rund 2.400 MW elektrischer Leistung. Im Jahr 2022 betrifft der Rückgang auch den Absatz von Brennstoffzellenanlagen, die davon bisher ausgenommen waren.
Für das Jahr 2022 erwarten die Hersteller von BHKW und KWK-Anlagen eine leichte Erholung (plus acht Prozent) bei den biogen betriebenen Anlagen. Bei den fossil betriebenen wird nun allerdings mit einem deutlichen Rückgang von 24 Prozent gerechnet. Neben den gestiegenen Gaspreisen und der Marktunsicherheiten aufgrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine wirkt sich auch die Coronapandemie immer noch teilweise negativ aus. Gründe sind die anhaltende allgemeine Lieferketten-Problematik und der Fachkräftemangel.
Die Branche ist sich trotz der derzeit schwierigen Lage sicher, dass die Kernaufgabe der Kraft-Wärme-Kopplung künftig vor allem darin liegen wird, Residuallast bereitzustellen. KWK-Anlagen könnten bei Dunkelflauten heute schon flexibel zugeschaltet werden, wenn Wind und Sonne nicht genug Energie liefern. Damit trage die KWK zur Versorgungssicherheit bei. Um diese Aufgabe in Zukunft erfüllen zu können, müssten jedoch wieder mehr Anlagen zugebaut werden. Dazu braucht es allerdings Vertrauen in den Markt. Gailfuß zeigte sich in seinem Vortrag zuversichtlich, dass sich mittel- bis langfristig der Markt wieder beruhigen wird −, auch wenn die Unruhe auf dem Markt noch eine Zeit anhalten werde
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