Herrsching | 15. November 2022 |

Rolle der Kraft-Wärme-Kopplung wird sicherlich kleiner

Mit einem deutlichen Anstieg der erneuerbaren Energien wird sich besonders im Stromsektor der Stellenwert der KWK ändern. Wie diese aussehen kann, evaluiert derzeit die Prognos AG und stellte erste Ergebnisse im Rahmen des KWK-Jahreskongresses vor.

Die nächsten Jahrzehnte sollen mit einem deutlichen Anstieg der erneuerbaren Energien im Strom- und Wärmemarkt einhergehen. Die Rolle der Kraft-Wärme-Kopplung wird sich mit ändern müssen. Aber wie? Marco Wünsch vom Beratungsunternehmen Prognos hat auf dem KWK-Jahreskongress in Würzburg einen Überblick gegeben, welche Bedeutung die KWK im Rahmen der Energiewende in den nächsten Jahren haben kann. "Die KWK wird auch im Jahr 2030 und auch 2045 eine Rolle haben, sie wird aber sicherlich kleiner werden", sagte Wünsch bei seinem Vortrag am 8. November.

Derzeit analysiert und bewertet Prognos gemeinsam mit dem Öko-Institut, Fraunhofer IFAM, R2B und BHKW-Consult die bisherige und künftige Entwicklung von KWK in Deutschland. Auf dieser Basis sollen die Expertinnen und Experten im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWK) anschließend empfehlen, wie der Regulierungsrahmen weiterentwickelt und Kraft-Wärme-Kopplung gefördert werden kann. Zudem wird unter besonderer Berücksichtigung von KWK der deutsche Strommarkt im Zuge dieser Evaluierung modelliert. Die Evaluierung läuft allerdings noch.

Strommarkt setzt Leitplanken für die KWK

Laut Wünsch wird − das haben bereits vorhergehende Studien gezeigt − nicht der Wärmemarkt, sondern der Strommarkt die entscheidende Größe für die künftige Rolle der Kraft-Wärme-Kopplung sein: Deutschland will einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien. Damit soll zudem eine Elektrifizierung in vielen Bereichen einhergehen. Mit dem gewünschten Anstieg an Solar, Windkraft, Wasserkraft und auch Stromspeichern wird die Stromerzeugung noch volatiler als heute. Damit wird es auch künftig einen Bedarf an Residuallast geben.

Im Jahr 2035 wird Deutschland etwa 110 Mrd. kWh jährlich an gesicherter "Stromerzeugung von brennstoffbasierten Kraftwerken" brauchen, sagte Wünsch in Würzburg. 75 Prozent der Residuallast werden dann wohl besonders in den Wintermonaten von Oktober bis März benötigt. "Da in diesen Monaten auch hoher Wärmebedarf besteht, passt die KWK hier sehr gut", so Wünsch. Daher empfiehlt Prognos, die KWK vor allem für die Residuallast "fit zu machen".

Eine weitere Kernaufgabe sieht Prognos bei der Primärenergie- und Emissionseinsparung gegenüber der ungekoppelten Erzeugung. Bei der Rückverstromung von Wasserstoff, Biomasse oder Erdgas kann die KWK auch künftig eingesetzt werden, damit die entstehende Abwärme mitgenutzt werden kann. Um diese "Kernaufgaben", wie sie die Prognos nennt, im künftigen Energiesystem zu erfüllen, braucht es nach Ansicht von Wünsch eine noch flexiblere Fahrweise von KWK-Anlagen sowie eine schrittweise Umstellung auf Wasserstoff oder andere erneuerbare Gase.

Kernaufgaben der KWK in einem Energiesystem mit einem hohen Anteil an erneuerbarer Erzeugung laut Prognos:

  • Deckung der Residuallast
  • Primärenergie- und Emissionseinsparung gegenüber ungekoppelter Erzeugung
  • Bereitstellung gesicherter Leistung

Dazu nötige nächste Schritte:

  • Weitere Flexibilisierung der Fahrweise
  • Schrittweise Umstellung auf erneuerbare Brennstoffe
Webseite der Fachzeitschrift "Energie & Management"
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