Herrsching | 11. März 2024 |

Vielfältiger grüner Wärmemix mit flexiblem KWK-Anteil

Die Stadtwerke Landshut in Bayern erweitern ihr Fernwärmenetz. Dabei kommt die ganze Palette der innovativen und erneuerbaren Wärmeerzeugung an einem Standort zum Einsatz.

Spatenstich in Landshut. Zu sehen ist die übliche Baugrube, Sandhaufen, eine herumliegende Baggerschaufel, Heckengestrüpp. Noch. Denn an dem Platz im Westen der niederbayerischen Bezirkshauptstadt Landshut soll eine neue Energiezentrale entstehen. Sie soll das angrenzende Gewerbegebiet, eine neue Realschule und ein geplantes Neubauviertel mit möglichst grüner Fernwärme versorgen.

Die Stadtwerke Landshut haben bereits Erfahrungen mit Fernwärme gesammelt. Seit 2012 bauen sie im Landshuter Osten eine Fernwärmeversorgung auf. Seitdem wurden mehr als 30 Kilometer Leitungen verlegt. Gespeist wird das Wärmenetz dort über ein Biomasse-Heizkraftwerk, das ausschließlich Grüngut verbrennt. Ein Gaskessel, der mit Erdgas befeuert wird, dient an kalten Wintertagen als Spitzen- und Reservelastzentrale.

In der neuen Energiezentrale West hingegen kommt ein Mix aus verschiedenen Erzeugungsarten samt Energiespeicher zum Einsatz. Im Einzelnen sind das:

  • 1 Hackschnitzel-Kessel, 900 kW thermisch
  • 2 Blockheizkraftwerke (BHKW), 1,6 MW thermisch
  • 6 Grundwasser-Wärmepumpen, 2 MW thermisch
  • 1 Wärmespeicher mit 1000 Kubikmeter Fassungsvermögen
  • 1 Abwärmenutzungs-Anlage
  • 1 Solarthermieanlage, 70 kW thermisch.

„Die Herausforderung ist es, die ganzen Anlagen zu koordinieren“, sagt Andreas Gruber, bei den Stadtwerken der zuständige Ingenieur für das Projekt zu E&M. Denn, so der Gedanke: Die Energiezentrale soll anpassungsfähig und vielseitig einsetzbar sein. Gruber: „Sie ist durch ihre Zusammensetzung der einzelnen Anlagekomponenten grundlastfähig und kann entsprechend, der Witterung angepasst, gefahren werden.“

Die Energiezentrale lässt sich im Winter anders betreiben als im Sommer. Damit könnten Verbraucher bei einem attraktiven Fernwärmepreis optimal versorgt werden. Durch die Flexibilität – vor allem mithilfe des Wärmespeichers – könne aber auch ein für die Stadtwerke wirtschaftlicher Betrieb gewährleistet werden.

Die elektrische Leistung der beiden Blockheizkraftwerke entspricht in etwa der thermischen. Die BHKW werden zunächst mit konventionellem Erdgas betrieben werden, können aber perspektivisch sowohl mit Biomethan als auch mit Wasserstoff-Beimischungen oder grünem Wasserstoff betrieben werden. „Grundsätzlich kann die gesamte Erzeugungseinheit komplett regenerativ betrieben werden“, sagte Werkleiter Jürgen Fürst.

Kosten von rund 14 Millionen Euro

Die ersten Planungen für eine Fernwärmeversorgung im Landshuter Westen erfolgten 2019 im Zuge der Energieversorgung für die neue Realschule, die in der Nähe des Standortes gerade im Bau ist. 2022 wurden die Planungen konkret. Es musste die „Verordnung über mittelgroße Feuerungs-, Gasturbinen- und Verbrennungsmotoranlagen“ (44. BImSchV) beachtet werden. Die Regierung von Niederbayern als Genehmigungsbehörde schaute genau über das Projekt und gab im November vergangenen Jahres das Okay.

Wie Gruber sagte, gab es mit der Genehmigung keine Probleme. Die Energiezentrale liege im Gewerbegebiet, es gebe keine außerordentlichen Lärm- oder Geruchsemissionen. Die Gebäudehülle passe sich optisch in die Umgebung ein. Der runde Wärmespeicher mit seinen 1.000 Kubikmetern Fassungsvermögen stellt ebenfalls kein Problem dar, da er nicht über die anderen Anlagenteile hinausragt.

Die Kosten für die Energiezentrale West mit allen Komponenten werden auf 14 Millionen Euro geschätzt. Als Bauzeit veranschlagen die Stadtwerke von März 2024 bis Oktober 2026. Die Bauzeit für das Gebäude soll rund acht Monate dauern. Nach dem nun erfolgten Spatenstich würden zugleich die Komponenten für die Anlage öffentlich ausgeschrieben.

Die Stadtwerke haben ihre Planung so gestaltet, dass sie die Energiezentrale problemlos erweitern können. Die bei der Regierung von Niederbayern eingereichten Pläne umfassten gleich einen weiteren Ausbau mit folgender Anlagentechnik:

  • 1 Hackschnitzel-Kessel, 900 kW thermisch
  • 1 Blockheizkraftwerk, 1,4 MW thermisch
  • 3 Grundwasser-Wärmepumpen, 700 kW thermisch

„Die vorläufige Genehmigung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz ist ebenfalls für die Erweiterung vorhanden“, sagte Werkleiter Fürst. Es hänge von den Verbrauchern ab, ob und wann die Erweiterung kommt. Das Gebäude sei so geplant, dass dort alle Komponenten auch nach einer möglichen Erweiterung untergebracht werden können.

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