Dresden | 19. April 2024 |

KWK ist wichtig für Klimawandel

Obwohl die KWK dringend gebraucht wird, kämpft sie nach wie vor mit einem gewissen Unwillen der Politik und einer rückläufigen Inlandsnachfrage.

„Es muss sich etwas ändern im BHWK-Bereich“, sagte Markus Gailfuß am 16. April auf dem BHKW-Jahreskongress in Dresden. Der KWK-Experte und Geschäftsführer von BHKW-Consult, dem Veranstalter des Jahreskongresses, gab auch in diesem Jahr traditionell als Einstieg in den Jahreskongress einen Überblick über die Situation auf dem KWK- und BHKW-Markt. Die KWK-Branche müsse sich konzeptionell umstellen und dekarbonisieren, so Gailfuß. Nichtsdestotrotz werde die KWK dringender gebraucht als je zuvor, wenn die Klimaziele erreicht werden sollen.

Das Motto der diesjährigen Veranstaltung war daher auch: „Chancen und Herausforderungen der Energiewende“. Am Markt zeigte sich bereits 2022 eine schwächelnde Inlandsnachfrage bei KWK-Anlagen. Diese zurückhaltende Nachfrage ist aus Sicht von Herstellern auf die fehlende Planungssicherheit für BHKW zurückzuführen (wir berichteten dazu im BHKW-Ranking). Diese Situation hat sich kaum gebessert, unter anderem wartet die Branche seit Monaten auf eine Novelle des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes (KWKG). Auch die Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) hatte zu Verunsicherung geführt – nicht nur in der Energiewirtschaft.

Auf dem Kongress stellte Gailfuß auch Zahlen zum Heizkessel-Markt vor. Demnach konnten zwar Wärmepumpen im vergangenen Jahr ihren Anteil am Gesamtmarkt erhöhen. Der Anteil stieg von 24,2 Prozent im Jahr 2022 auf 27,2 Prozent. Der Anteil an regenerativen Biomassekesseln sank hingegen von 9,1 auf 3,8 Prozent. Der Verkaufsschlager war 2023 wieder Gas: Mit einem ähnlichen hohen Anteil wie im Vorjahr lag der Anteil von Gas-Kesseln bei mehr als 53 Prozent.

Bei einem Blick auf die Entwicklung der KWK-Modulanzahl ist ein leicht rückläufiger Trend zu beobachten. An Modulen sind derzeit bundesweit 1.201 registriert. Im Jahr 2021 lag diese bei 1.103, und im Jahr 2014 betrug die Anzahl der registrierten Module 1.228. Betrieben werden die KWK-Anlagen zum größten Teil mit Erdgas, gefolgt von Biogas und Deponie-/Klärgas. Die Zahl der Module, die mit 100 Prozent Wasserstoff betrieben werden, stieg in den vergangenen vier Jahren auf 18.

​Ohne KWK keine umsetzbare Wärmewende

Damit die KWK künftig ihre Vorteile nutzen und somit auch zum Klimaschutz beitragen kann, darin waren sich die Referenten auf dem Jahreskongress allgemein einig, müsse die KWK-Technologie weg vom Erdgas und künftig flexibler gefahren werden. Damit sei die „dezentrale KWK ein idealer Partner für die erneuerbaren Energien“, betonte etwa Christoph Zeis, ein Referent bei Kongress. Er ist Geschäftsführer des kommunalen Contractingdienstleisters Energiedienstleistungsgesellschaft Rheinhessen-Nahe mbH (EDG).

Zudem sei die KWK bei der Versorgungssicherheit gerade in der Heizperiode unverzichtbar, weil sie den Wärme- mit dem Strommarkt verbinde, wenn Photovoltaik naturgemäß kaum Beiträge liefert. Allerdings werde die KWK im Gebäudeenergiegesetz nicht explizit geregelt und in der Kraftwerksstrategie der Bundesregierung fehle sie vollständig. Solche politischen Entscheidungen seien nicht nachvollziehbar.

Dass zum Beispiel die Kraftwerksstrategie ganz ohne KWK auskommen will, bezeichnete unter anderem Professor Bernd Thomas von der Hochschule Reutlingen in seinem Vortrag als „verwunderlich“. Bei zwei Aufgaben sieht der Experte die KWK als wichtige Stütze: Zum einen könne sie – insbesondere auf der Verteilnetzebene – die nötige Stabilität im Netz liefern, um mehr Wärmepumpen oder Ladesäulen anbinden zu können.

Zum anderen könne sie einen Teil der Residuallast liefern, die mit einem steigenden Anteil an erneuerbarem Strom in den nächsten Jahren noch steigen werde.

Um diesen Aufgaben gerecht zu werden, müssen KWK-Anlagen künftig drei wesentliche Punkte erfüllen. Erstens muss die „KWK zukünftig am Strombedarf orientiert betrieben werden“, so Thomas. Wärmegeführte Anlagen seien passe. Als zweiten wichtigen Punkt nannte der Professor eine „veränderte Anlagenauslegung“. Damit KWK-Anlagen künftig flexibel betrieben werden können, müssen die Anlagen sowie die dazu gehörigen Speicher „überbaut“ werden. Zugleich werden die Betriebsstunden sinken. Hier betonte er, dass andere Vergütungsmodelle für die KWK gefunden werden müssen. Diese müssten sich an der Netzdienlichkeit und der bedarfsgerechten Stromerzeugung orientieren, etwa durch variable Einspeisetarife oder Kapazitätsprämien. Und als dritten Punkt müssten die Anlagen künftig auch mit Wasserstoff betrieben werden können.

Als Fazit sagte Thomas, dass dezentrale KWK-Anlagen in einer hohen Anzahl bereits heute vorhanden seien. Hier nannte er eine elektrische Leistung von rund 30.000 MW. Diese Anlagen könnten einen signifikanten Beitrag zur Residuallastdeckung und zur Netzunterstützung leisten. Dafür müsste die KWK aber Teil der Kraftwerksstrategie werden.

Impressionen der BHKW 2024 in Dresden
Impressionen der BHKW 2024 in Dresden

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