21. Oktober 2019 |

Kraft-Wärme-Kopplung muss weg vom Erdgas

KWK-Systeme werden weiterhin eine wichtige Rolle im Energiesystem einnehmen. Sie müssen aber flexibler werden in der Fahrweise und weg vom Erdgas, so der Tenor auf dem KWK-Jahreskongress in Magdeburg.

„Auf der Basis von Erdgas hat die KWK langfristig keine Perspektive“, sagte in Magdeburg Dr. Felix Christian Matthes vom Öko-Institut in seinem Vortrag auf dem KWK-Jahreskongress (8. und 9. Oktober in Magdeburg) der Unternehmensberatung BHKW-Consult.

Einen Wechsel weg von fossiler KWK hin zu einer klimafreundlichen Bereitstellung von Strom und Wärme müsse diese Technologie in der nächsten Dekade bis etwa 2035 vollziehen.

Als Hintergrund nannte Matthes das neue Paradigma der Treibhausgasneutralität bis ins Jahr 2050 seitens der Politik. Dieses politische Ziel habe auch gravierende Konsequenzen für die Kraft-Wärme-Kopplung. Denn diese Vorgabe beinhalte, dass die Energieträger in allen Bereichen CO2-neutral werden müssen. Erdgas-KWK werden seiner Ansicht nach nur noch „in einem begrenzten Zeitfenster“ möglich sein – auch mit Blick auf die KWK-Entwicklung im Zuge des Kohleausstiegs.

Ähnlich äußerte sich Matthias Deutsch von der Agora Energiewende. Der Kohleausstieg gilt als immens wichtig, um die Klimaschutzziele zu erreichen und stellt gleichzeitig eine wesentliche Grundlage für die Dekarbonisierung der Fernwärmenetze dar. Die Dekarbonisierung der Netze wiederum spielt in den meisten Klimaschutzszenarien eine wichtige Rolle.

Nun ist in Deutschland die Fernwärme in Bestandsnetzen stark durch fossil befeuerte KWK geprägt. „Gegenwärtig werden 70 Prozent der Fernwärmeerzeugung durch KWK-Anlagen übernommen“, sagte Deutsch. „Die KWK-Anlagen verfeuern dafür zu 85 Prozent Kohle und Gas.“

Die Umstellung hin zu grünen Fernwärmenetzen – also eine höhere Einbindung von erneuerbaren Wärmequellen – ist aber weder rechtlich noch technisch trivial. Technisch sei eine Absenkung der Netztemperaturen notwendig, um erneuerbare Energien (etwa Solarthermie oder Wärmepumpen) einbinden zu können. Zudem fehle nach wie vor ein gesetzlicher Rahmen zur systematischen Dekarbonisierung der Fernwärmenetze, monierte Deutsch.

Weg von einem KWKG hin zu einem Gesetz für grüne Fernwärme

Der Thinktank Agora Energiewende hat deshalb einen Vorschlag erarbeitet, den Deutsch in Magdeburg vorgestellt hat. Dieser sieht vor, dass das KWK-Gesetz so geändert wird, dass ein Kohle-Gas-Switch in der KWK wirtschaftlich abgesichert wird und die bestehenden Netze hin zu Niedertemperaturnetzen umgebaut werden.

Gas-KWK stellt hierbei eine Möglichkeit dar, an Standorten, an denen keine erneuerbaren Energien verfügbar sind oder das Temperaturniveau der Netze eine Einbindung nicht sofort ermöglicht, die Kohlefernwärme zu ersetzen. Auch in Hinblick auf Synergien, die sich aus der Sektorkopplung ergeben können, und im Hinblick auf die Sicherstellung der Versorgungssicherheit könnten Gas-KWK in der nächsten Dekade eine tragende Rolle spielen.

Dieser Wechsel hin zu Gas reiche aber nicht aus, so Deutsch weiter. Er plädierte auf der KWK-Jahreskonferenz außerdem dafür, das KWKG in den nächsten Jahren hin zu einem „Gesetz zur grünen Fernwärme“ umzugestalten. Dieses Gesetz soll dann in Zukunft die Einbindung und Finanzierung CO2-freier Wärmequellen sicherstellen.

Arne Jan Hinz von der Hansewerk Natur zeigte sich bei seinem Vortrag auf dem Kongress ebenfalls optimistisch bezüglich der Zukunft der KWK. Sie sei eine wichtige Säule der Energiewende für eine energieeffiziente Nutzung fossiler Energie, aber auch für grüne Gase aus Power-to-Gas und Biomasse. Und Hinz weiter: „KWK ist eine Technologie, die brennstoffunabhängig ist und gegenüber der ungekoppelten Erzeugung zu Ressourceneinsparungen führt.“

Damit die KWK zukunftsfähig bleibt und ihre Vorteile weiter einbringen kann, so Matthes abschließend, müsse diese Technologie – jenseits der begrenzten Biomasse – jedoch künftig hoch flexibel sowie mit reinem Wasserstoff betrieben werden können.

Impressionen der KWK 2019 in Magdeburg
Impressionen der KWK 2019 in Magdeburg

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