Rastatt | 11. November 2019

KWK ist bei Diskussion um Energiewende zu wenig vorgekommen

Auf dem B.KWK-Kongress in Berlin standen Diskussionen über bessere Perspektiven für die zuletzt stagnierende Kraft-Wärme-Kopplung im Mittelpunkt.

Die KWK-Branche sieht Anzeichen für einen wachsenden Stellenwert der Kraft-Wärme-Kopplung in der energie- und klimapolitischen Diskussion. „Die Politik hat gelernt“, stellt Claus-Heinrich Stahl fest. Bei den Verantwortlichen habe offensichtlich ein Umdenken stattgefunden, was die Rolle der KWK für die Energiewende betreffe, sagte der kürzlich gewählte Präsident des Bundesverbandes Kraft-Wärme-Kopplung (BKWK) bei der Eröffnung des BKWK-Kongresses in Berlin.

Stahl berief sich dabei auf Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Dieser habe jüngst gesagt, Gas sei sexy. Das habe er so nicht erwartet, denn vor nicht allzu langer Zeit sei die gasbetriebene KWK noch als „nur fossil“ bewertet worden. Die Klimawende sei aber nur mit KWK kalkulierbar, unterstrich der Verbandspräsident die Bedeutung der gekoppelten Energieerzeugung.

„Die KWK ist jahrelang zu wenig vorgekommen“, räumte Thomas Bareiß ein. Sie werde aber eine wichtige Rolle bei der Energiewende spielen, weil sie in vielen Bereichen Lösungen liefere, versprach der Parlamentarische Staatssekretär im Wirtschaftsministerium und stellte mehr Technologieoffenheit und „eine etwas andere Politik“ in Aussicht.

KWK stehe für Versorgungssicherheit, Effizienz und Dezentralität und sei auch „ein wichtiger Baustein für die Industrie“, so Bareiß. Das Wirtschaftsministerium arbeite daran, noch in diesem Jahr einen Entwurf für die Novellierung des KWK-Gesetzes und die Verlängerung der Förderung bis 2030 vorzulegen.

Als wichtige Themen dabei nannte der Staatssekretär die Umstellung von KWK-Anlagen von Kohle auf Gas, die Flexibilisierung der KWK-Stromerzeugung und Lösungen für die in den nächsten Jahren aus der EEG-Förderung fallenden Biogasanlagen mit KWK-Stromerzeugung.

 

Rückläufiger Zubau in den letzten Jahren

Die Branche hat indes aktuell wenig Grund zur Zuversicht, weil sie rückläufige Zubauzahlen zu beklagen hat. Der Energieverband BDEW konstatierte jüngst sogar eine massiven Einbruch des Zubaus an KWK-Kapazitäten in den vergangenen beiden Jahren.

BKWK-Vizepräsident Heinz Ullrich Brosziewski hob deshalb beim Kongress noch einmal auf die Pluspunkte der Kraft-Wärme-Kopplung ab. Die KWK sei eine ideale „Rückgrattechnologie“ für das sich verändernde Energiesystem und die Effizienztechnologie schlechthin. „Jedes Quäntchen Effizienzsteigerung ist auch ein Stück weit Dekarbonisierung“, so der Vizepräsident.

Moderne KWK-Systeme könnten perspektivisch Kohlekraftwerke ersetzen, die Strom- und Wärmeversorgung absichern und durch flexible und systemdienliche Fahrweise die Integration erneuerbarer Energien unterstützen.

Die immer wieder geäußerten Forderungen nach weiterer Flexibilisierung hält Brosziewski indes für etwas überzogen. „KWK ist flexibel – die Möglichkeiten müssen nur abgerufen werden“, so der BKWK-Vizepräsident. Er forderte Rahmenbedingungen, die Anreize für den netzdienlichen Betrieb der KWK setzen.

Moderne KWK-Anlagen könnten beispielsweise im Leerlauf die für das Stromnetz wichtige Blindleistung bereitstellen, innerhalb kürzester Zeit könnten sie dann auch, wenn Strom gebraucht werde, auf Wirkleistungsbetrieb umschalten. Das sei Flexibilität pur, so der Vizepräsident.

 

Flexibilisierung und Wechsel auf erneuerbare Brennstoffe

Simone Peter sieht das etwas anders. Flexibilisierung sei eine wesentliche Aufgabe, die mit der Novellierung des KWK-Gesetzes angegangen werden müsse, um KWK-Anlagen auf wachsende Aufgaben bei der Netzstabilisierung vorzubereiten, stellte die Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE) klar. Der BEE erwarte, dass die KWK mehr Aufgaben für die Stabilisierung des Stromnetzes übernehme. Ein funktionierendes Zusammenspiel von erneuerbaren Energien und KWK sei unerlässlich für ein zukunftsfähiges Energiesystem.

Weiteres zentrales Thema sei das Umsteigen auf erneuerbare Brennstoffe. „KWK-Anlagen müssen auch vollständig CO2-neutral werden“, forderte Peter. Als Anreiz für flexiblere Fahrweise von KWK-Anlagen schlägt der BEE auch die Einführung eines Bonussystems für erneuerbare Wärme in das KWK-Fördermodell vor. Das schaffe Investitions- und Planungssicherheit für die KWK-Branche.

Timm Kehler, Vorstand des Lobbyverbandes Zukunft Erdgas, wies auf gute Möglichkeiten für KWK durch den bevorstehenden Ausstieg aus der Kernkraft und der Kohleverstromung hin. In den kommenden Dekaden sei ein erheblicher Ausbau der gasbasierten Stromerzeugung nötig, um abgeschaltete Kapazitäten zu kompensieren. Das sei auch „eine Chance für KWK“, sagte Kehler.

Als Brennstoff sieht er zunächst noch Erdgas in einer wichtigen Position. Längerfristig werde dann Wasserstoff eine zentrale Rolle bei der Dekarbonisierung spielen, so der Zukunft-Erdgas-Chef.

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